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Gleich mehrere bekannte Holocaust-Leugner sind jetzt hinter Gittern gelandet.
Das Adelaide Institute des australischen Geschichtsrevisionisten Fredrick Toben führt auf seiner Homepage eine Liste „prominenter“ Mitkämpfer, die in Haft sitzen. In den letzten Monaten wurde sie immer länger. Der aktuelle Stand: „Germar Rudolf – in prison“, „Ernst Zündel – in prison“, „Siegfried Verbeke – in prison“, „David Irving – in prison“, „Ernst Günter Kögel – in prison“, „Manfred Roeder – in prison“.
Ernst Günter Kögel, der zurzeit eine 15-monatige Haftstrafe wegen Volksverhetzung absitzt, war im August vom Amtsgericht Remscheid zu weiteren drei Jahren Haft verurteilt worden. Eine zehnmonatige Strafe wegen Verunglimpfung des Staates verbüßt Manfred Roeder. Ernst Zündel wartet in Untersuchungshaft auf die Neuauflage seines Prozesses vor dem Landgericht Mannheim. Nach der Entpflichtung seiner Pflichtverteidigerin Sylvia Stolz war die Hauptverhandlung ausgesetzt worden (bnr 23/05). Frühestens Anfang 2006 soll der Prozess neu starten.
Dass drei weitere Revisionisten innerhalb kurzer Zeit in die Hände der deutschen beziehungsweise der österreichischen Justiz gerieten, lässt manchen Rechtsextremisten glauben, dass es sich nicht um ein zufälliges Zusammentreffen der Ereignisse handelt. Verschwörungstheorien sind en vogue. Die Umstände der drei Fälle sind allerdings grundverschieden.
Auf der Basis eines europäischen Haftbefehls der Staatsanwaltschaft Mannheim wurde am 3. August der belgische Holocaust-Leugner Siegfried Verbeke (63) auf dem Amsterdamer Flughafen festgenommen. Ein Gericht in Amsterdam wies Ende Oktober seinen Einspruch gegen die Auslieferungsanordnung des Justizministeriums zurück. Verbeke, Gründer und knapp eineinhalb Jahrzehnte lang Leiter der Stiftung „Vrij Historisch Onderzoek“, ist mehrfach wegen Holocaustleugnung vorbestraft. Bekannt wurde er in der Bundesrepublik, als er 1991 in „Het Dagboek van Anne Frank: een kritische benadering“ („Das Tagebuch von Anne Frank: eine kritische Annäherung“) die Echtheit des Tagebuches anzweifelte. Im vorigen Jahr war ein Versuch der deutschen Justiz, Verbekes habhaft zu werden, noch gescheitert. Die belgischen Behörden hatten seine Überstellung abgelehnt, weil in seinem Heimatland ein Verfahren gegen ihn anstand.
Bis 1998 fungierte Verbeke auch als Chefredakteur der „Vierteljahreshefte für freie Geschichtsforschung“. Sein Nachfolger wurde der mit internationalem Haftbefehl gesuchte deutsche Geschichtsrevisionist Germar Rudolf. Der 41-Jährige wurde am 15. November von den USA ausgeliefert. Wegen der Veröffentlichung des „Rudolf-Gutachtens“, mit dem der Diplom-Chemiker nachweisen wollte, dass es in Auschwitz keine Massentötungen durch Zyklon B gegeben habe, war er im Sommer 1995 in Stuttgart verurteilt worden. Dem Haftantritt hatte er sich durch seine Flucht erst nach Großbritannien und dann in die USA entzogen. Wegen Volksverhetzung und Aufstachelung zum Rassenhass muss er in Deutschland eine alte Strafe von 14 Monaten absitzen, zurzeit in der JVA Stammheim. Seit dem vorigen Jahr liegt ein weiterer Haftbefehl gegen ihn vor. Die Mannheimer Staatsanwaltschaft wirft ihm die Verbreitung rechtsextremer Propaganda im Internet vor.
Vier Tage vor Rudolfs unfreiwilliger Heimkehr nach Deutschland wurde in Österreich mit David Irving der international wohl bekannteste Holocaust-Leugner festgenommen. Trotz eines seit 1989 gegen ihn vorliegenden Haftbefehls wegen „Wiederbetätigung“ gegen das NS-Verbotsgesetz und trotz eines Einreiseverbots hatte er sich nach Österreich getraut. Er war auf dem Weg zum Stiftungsfest der Wiener Burschenschaft Olympia, die dem rechtsextremen Spektrum zugerechnet wird. Wie die rechte Internetseite „Wiener Nachrichten Online“ berichtete, wollte er dort „einen Vortrag über die Verhandlungen Eichmanns mit den jüdischen Führern Ungarns Brand und Kastner halten“. Einem Bericht des österreichischen „Standard“ zufolge gibt es bereits eine Anklageschrift gegen Irving. Ihm drohen ein bis zehn Jahre Haft.
Einige der bekanntesten Holocaust-Leugner hinter Gittern: Dem Adelaide Institute schwant Böses. Besorgt wird auf der Homepage gefragt: „Who is next?“