Redner aus dem AfD-Landesvorstand

Dank Pegida München: Neonazis und AfD gemeinsam auf Bühne

Bei ihrer wöchentlichen Kundgebung am historisch vorbelasteten Münchner Königsplatz sprach mit dem Nürnberger Dan Eising ein bekannter Neonazi. Er teilte sich an dem Tag das Rednerpult mit Thomas Fügner, Mitglied im Landesvorstand der AfD.

Mittwoch, 24. August 2016
Thomas Witzgall
AfD-Funktionär Thomas Fügner spricht bei Pegida München  - danach kam Neonazi Dan Eising (c) Anne Wild
AfD-Funktionär Thomas Fügner spricht bei Pegida München - danach kam Neonazi Dan Eising (c) Anne Wild

Zwischen 70 und 100 Anhänger sollen es am Montag laut unterschiedlichen Angaben von Polizei und Beobachtern bei Pegida München gewesen sein. Mit dem Königsplatz zog es die Islamfeinde wieder an einen zentralen Platz des Nationalsozialismus. Nach der Machtübernahme der NSDAP begannen die Nazis dort größere Umbauten. Der Verwaltungsbau der Partei war dort ebenso angesiedelt wie zwei Ehrentempel für die beim gescheiterten Putsch 1923 getöteten Anhänger. Auf dem Platz fanden zentrale Kundgebungen des Regimes statt und 1933 die von NS-Studenten organisierte Bücherverbrennung.

Austritt aus der Partei Die Rechte

Möglich gemacht haben könnte Eisings Rede sein zu Beginn der letzten Woche erklärter Austritt aus der Neonazi-Partei Die Rechte. Organisierte Neonazis waren bei Pegida München immer dabei, reden durfte aber bisher keiner.

Auf einem ihm zugerechneten Facebook-Profil begründete er den Schritt mit personellen Querelen in Nürnberg. Er sei nicht ausgetreten, weil er eine andere Weltanschauung habe, so ein Kommentar, sondern weil eine weitere Zusammenarbeit mit den Personen vor Ort nicht mehr möglich sei. Im Raum Nürnberg traten neben Eising vor allem Thomas Rohr und Rainer Biller als maßgebliche Akteure in Erscheinung. Die Partei fiel vor allem mit stundenlang angesetzten Kundgebungstouren auf, die immer nur wenige eigene Anhänger mobilisierten. Eising sieht auch den Landesverband Bayern der Neonazi-Partei als gescheitert an.

Eisings Auftritt wird via Twitter von Pegida promotet (c) Screenshot Twitter
Eisings Auftritt wird via Twitter von Pegida promotet (c) Screenshot Twitter

Der Nürnberger ist momentan Bayerns reisefreudigster Kader. Er sprach in Jena beim Thügida-Aufmarsch am Todestag von Hess und trug ein Banner einer Neonazi-Seite, die einen völkischen Antikapitalismus propagiert und besonders NS-Ikone Horst Wessel verehrt. Er sprach bei der NPD in München und war obendrein Teilnehmer an der abgebrochenen Kundgebung von Pro Köln.
Zwei Mal war er bereits als Ordner für Pegida München im Einsatz, bevor die Verantwortlichen ihn am Montag ans Mikro ließen. Einem Tweet des Fachjournalisten Robert Andreasch zufolge drohte Eising ihm persönlich mit Konsequenzen nach einem prognostizierten „Systemsturz“.

AfD-Landesvorständler ebenfalls mit Rede

Vor Eising kam auch ein hochrangiger Vertreter der AfD Bayern zu Wort: Thomas Fügner, der für die Partei im Landesvorstand sitzt. Er ist bei den Islamfeinden kein Unbekannter, sondern sprach bereits am 14. März zu den Anhängern. Auf seiner Vorstellung beschreibt sich Fügner selbst als konservativ und gläubig. Laut einem Artikel im Münchner Merkur war er allerdings auch ein Unterstützer eines erfolglosen Antrags zum AfD-Bundesparteitag, der „Deutsch sein“ als Abstammungsmerkmal begreift.

Rechtsterrorist Statzberger am Banner der Partei III.Weg (c) Anne Wild
Rechtsterrorist Statzberger am Banner der Partei III.Weg (c) Anne Wild

Die Veranstaltung zog neben Eising noch weitere Neonazis an. Darunter befanden sich mit dem
verurteilten Rechtsterroristen Karl-Heinz Statzberger und Petra Kainz maßgebliche Aktivisten des Dritten Weg-Stützpunktes München/Oberbayern. Gast war auch der vorbestrafte Stützpunktleiter aus Ostbayern, Walter Strohmeier. Laut dem Münchner aida-Archiv wurde am Königsplatz auch ein Lied des völkischen Barden Frank Rennicke abgespielt.

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