Organisatorin des Szene-Treffens in der Waldolf-Schule
Coburger Reichsbürgerin zu Geldstrafe verurteilt
Kerstin P., die kürzlich für Schlagzielen sorgte, weil sie beim Treffen von Reichsbürgern in der Waldorfschule in Coburg als organisierende Lotsin fungiert haben soll, stand nun wegen früherer Vorfälle vor dem Amtsgericht.
Wie die Neue Presse Coburg berichtet hatte sie auf ihrem Telegram-Kanal ein Video geteilt, in dem zu sehen war, wie in China ein Polizist auf offener Strafe ermordet wurde. Sie verharmloste und billigte die Tat als offenbar legitime Reaktion der Bevölkerung auf die Durchsetzung von Corona-Maßnahmen. Zudem postete sie einen Gesundheitspass aus der NS-Zeit, der ein Hakenkreuz enthielt.
Für beides, die Billigung von Straftaten in Tateinheit mit der Verwendung von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen gab es eine Geldstrafe von 80 Tagessätzen zu 50,- Euro. Sie betreibt laut früheren Artikeln ein Kosmetikstudio. Vor Gericht exerzierte sie die üblichen Handlungsweisen von Angehörigen der Reichsbürgerszene schon fast lehrbuchartig durch, angefangen von Diskussionen zum Namen bis dahin, die gesamte Verhandlung stehend im Zuschauerbereich zu verbringen.
Reichsbürger-Treffen in Waldolf-Schule in Coburg
Die oberfränkische Polizei hatte am 5. Februar, einem Samstagabend, ein länger geplantes Reichsbürger-Treffen verhindert, zu dem Personen aus dem ganzen Bundesgebiet angereist waren. 55 Personen, alle dem Milieu zuzurechnen, befanden sich bei Eintreffen der Einsatzkräfte im großen Saal der Rudolf-Steiner-Schule in Coburg-Beiersdorf. Der Rektor verwies alle Teilnehmer mittels Hausrecht und erstattete Anzeige. Nach Ermittlungen hatte ein Hausmeister, der inzwischen entlassen wurde, die Angereisten ins Gebäude gelassen. Etwa eine Stunde vorher hatten die letzten Gäste einer regulären Schulveranstaltung die Örtlichkeit verlassen.
An dem Abend sollten Matthes Haug und ein "Björn aka B17" über "Das Deutsche Reich 1871 bis heute" und die "SHAEF-Gesetze" reden. Kerstin P. soll laut Medienberichten hier als Lotsin fungiert haben und galt als zentrale Organisatorin.
Diskussion um waffenrechtliche Erlaubnis
Im Zuge der Recherchen war auch bekannt geworden, dass Kerstin P. über eine waffenrechtliche Erlaubnis verfügte und unter anderem im Besitz eines schweren Revolvers der Marke Magnum P44 gewesen sein soll. Dabei soll es sich um Erbstücke gehandelt haben. Sie war zeitweilig Mitglied einer Schützengesellschaft, soll dort aber schon vergangenes Jahr wegen Diskussionen um Maskenpflicht und ähnliches ausgeschlossen worden sein. Die Waffen gab sie laut Neue Presse Coburg freiwillig ab.
Der Vorfall hatte auch zu Diskussionen geführt, warum die Entwaffnung von Reichsbürgern nicht schneller geht. Das liegt oftmals an den nur schwach besetzten Waffenbehörden. In manchen Kommunen und Landkreisen gibt es laut einer Aufstellung des Innenministerium auf eine Anfrage des SPD-Landtagsabgeordneten Florian Ritter nicht mal eine volle Stelle. Die Stadt Coburg ist in der Liste mit 0,6 Stellen angegeben.
Vortrag am Vortag in der Oberpfalz verhindert
Das Treffen in Coburg war laut Bewerbung in dem entsprechenden Telegram-Kanal Teil einer Vortragstour von Haug und "Björn B17". Am 04.Februar war eine Veranstaltung in der Oberpfalz geplant. Hier wähnte sich die Organisatorin, laut Eintrag eine "Karin aus Nabburg" auf der sicheren Seite und bewarb das Treffen mit voller Adresse, einem Landgasthof in der Region.Laut Auskunft der Polizei Oberpfalz wurden die Wirtsleute kontaktiert und traten nach Kenntnis des wahren Charakters von der Vermietung zurück. Reserviert war der Abend schlicht als "Fortbildungsveranstaltung". Die Polizei bestreifte laut Anfrage zudem das Grundstück am fraglichen Abend. Eine Anreise von potentiellen Teilnehmern sei am 04.02. nicht mehr erfolgt. Wann und wie die Absage der Szene mitgeteilt wurde, lässt sich nicht mehr nachvollziehen.
In dem Telegram-Kanal finden sich - was ungewöhnlich und damit extrem auffällig ist - keine neuen Postings zwischen dem 16.Januar und dem 08. Februar. Es kann somit sein, dass das Treffen schon frühzeitig abgesagt wurde und der Hinweis darauf einer möglichen Bereinigung nach den Wirren um das Treffen in Coburg, das bundesweit für Schlagzeilen sorgte, zum Opfer fiel.