Altkader
Christian Hehl: Zahlreiche Szenegrößen bei Beisetzung
Am Sonnabend fand in einem Friedwald bei Speyer die Beisetzung des Neonazis Christian Hehl statt. Der Beerdigung wohnte eine Mischszene aus Rocker-, Hooligan- und Neonazimilieu bei. Rund 250 Personen sind zu dem Ereignis erschienen.
Christian Hehl ist am 16. Oktober in Mannheim gestorben, er war langjähriger Neonazi und in verschiedenen neonazistischen Strukturen aktiv. 2014 wurde er für die NPD in den Gemeinderat von Mannheim gewählt. Außerdem galt er als Bindeglied zwischen Hooligans, Rocker- und Neonaziszene. Seine Aktivitäten in diesem Milieu begann Hehl in der von ihm mitbegründeten Hooligangruppe „The Firm“ des Fußballvereins Waldhof Mannheim. Durch seine Vernetzungen galt er als Integrationsfigur für junge Neonazis, die Einstieg in die Szene suchten.
Gegen 9 Uhr setzte sich am Sonnabend ein Trauermarsch mit rund 250 Teilnehmenden von der Festhalle Dudenhofen in Richtung Andachtstelle des Friedwalds in Bewegung. Angeführt wurde der Zug von zwei Trommlern. Einer dieser Trommler war Leon S., der in der Mannheimer Fußballszene politisiert wurde und zuletzt für die „Neue Stärke Partei“ aktiv war. Dahinter versammelten sich Neonazis und Hooligans aus Kaiserslautern sowie Mannheim, was bemerkenswert ist, da es starke Rivalitäten zwischen beiden Clubs gibt. Andre P., ehemals Kameradschaft „Heimatschutz Donnersberg“, trug für die Kaiserslauterer Hooligangruppe „First Class“ einen Kranz. Bereits an der Andachtstelle lag ein Gesteck der Mannheimer Hooligangruppe „The Firm“.
Neonazi- und Hooligan-Kader vor Ort
Der Großteil der Teilnehmenden des Trauermarsches war der Hooliganszene zuzurechnen, allerdings waren auch Neonaziszene-Größen anwesend, wie zum Beispiel der mutmaßliche „Europa Chef“ der „Hammerskins“ Malte Redeker. Die „Hammerskins“ sind eine weltweit agierende neonazistische Bruderschaft und vorwiegend im Rechtsrock-Business tätig. Hehl und Redeker waren 2003 führend in der neonazistischen Vernetzungsstruktur „Aktionsbüro Rhein-Necker“ aktiv. Redeker nutzte die Beisetzung, um verschiedene Gespräche zu führen. Neben Rockern von „Gremium MC“, zu erkennen an deren Symbolik „7,1%“, waren weitere mehr oder weniger organisierte Neonazis zugegen.
Maßgeblich in die Organisationsstruktur eingebunden war Nicole Schneiders. Sie ist langjährig in der neonazistischen Szene aktiv und verteidigte als Anwältin im NSU-Prozess Ralf Wohlleben. Wohlleben wurde wegen Beihilfe zu neun Morden schuldig gesprochen und zu einer Freiheitsstrafe von zehn Jahren verurteilt. Schneiders koordinierte die komplette Beisetzung. Als Redner*innen traten Sascha Roßmüller, ehemaliger NPD-Vorsitzender aus Bayern, eine Aktivistin des „Dritten Weg“ sowie die NPD-Frau Edda Schmidt auf.
Als der Trauermarsch die anwesenden Pressevertreter*innen passierte, kam es zu einem versuchten Angriff auf jene. Der langjährige Neonazi Sascha Wagner warf mit kurz vorher vom Boden aufgehobenem Dreck auf Journalist*innen. Danach spuckte er in deren Richtung und traf hierbei eine Pressevertreterin. Ein Begleiter von Malte Redeker sprach eindeutige Bedrohungen aus. Es wurde deutlich, dass einigen anwesenden Neonazis die Dokumentation der Veranstaltung missfiel, Konsequenzen hatten die Bedrohungen trotz anwesender Polizei allerdings keine. Wegen des außerordentlichen Medieninteresses hatte die Polizei extra eine Pressestelle eingerichtet.