Chemnitz: Eskalation bei Hooligan-Demo

Migranten werden attackiert
Immer wieder spalteten sich zudem Kleingruppen vom Aufzug ab und verteilten sich. Die Lage wurde zunehmend unübersichtlich. Andere Beobachter berichteten von regelrechten Jagdszenen auf Migranten. Videos von mutmaßlichen Teilnehmern der Aktion scheinen dies zu untermauern. Erst als mehr Sicherheitskräfte eintrafen und sich die Masse langsam auflöste, kehrte relative Ruhe ein. Bis in die Abendstunden zeigte die Polizei Präsenz im Innenstadtbereich.Der Grund für den Aufruhr: In der Nacht von Samstag auf Sonntag kam es nahe dem Versammlungsort zu einer Auseinandersetzung, in deren Folge ein 35-jähriger Deutscher starb. Gerüchte machten schnell die Runde, welchen zufolge irakische und syrische Migranten, die zuvor versuchten, eine Frau zu belästigen, dafür verantwortlich seien. Die Polizei dementiert derartige Meldungen über den Hintergrund der Tat bisher. In einer Pressemitteilung ist lediglich die Rede von einer „Auseinandersetzung zwischen mehreren Personen unterschiedlicher Nationalitäten“.Video von Jagdszenen in Chemnitz. #c2608 pic.twitter.com/73I13zEXIJ
— Fabian Eberhard (@FabianEberhard) 26. August 2018
Entgegen der in einigen Medien kursierenden Infos, gibt es nach jetzigem Ermittlungsstand bzgl. des Tötungsdelikts in #Chemnitz keinerlei Anhaltspunkte, dass eine Belästigung der Auseinandersetzung vorausging. Bitte beteiligt euch nicht an Spekulationen! https://t.co/CnC0SGZ1oT pic.twitter.com/kXHGHSJb0u
— Polizei Sachsen (@PolizeiSachsen) 26. August 2018
Keine unpolitische Fangruppe
Zunächst folgten mehrere hundert Personen dem Aufruf der rechten Ultra-Szene des Chemnitzer FCs. Die Hooligan-Gruppe „Kaotic Chemnitz“ rief alle Fans und Sympathisanten des Drittligisten auf, sich im Stadtzentrum zu treffen. Man wolle „zeigen wer in der Stadt das sagen hat“. Die Stoßrichtung des Aufrufs ist klar und auch die Gruppe selber ist kein unbeschriebenes Blatt: Als die rechtsextreme Hooligan-Gruppe NS-Boys aufgrund ihrer politischen Positionierung Stadionverbot erhielt, organisierten sich ihre Anhänger neu – unter anderem bei „Kaotic“.Entsprechend verwundert es kaum, wer sonst noch auf den Plan trat: Mutmaßliche Aktivisten der neonazistischen Kleinstpartei Der Dritte Weg, stadtbekannte Kameradschafter oder Akteure aus dem Umfeld fremdenfeindlicher Bürgerinitiativen wie Chemnitz Pegida Erzgebirge oder Wellenlänge Heidenau. Dabei mobilisierten die Gruppen erstaunlich schnell, schließlich tauchte der Aufruf erst am Sonntagmorgen auf. Die verschiedenen Milieus und Gruppierungen scheinen also bestens vernetzt zu sein. Zusätzlichen Zulauf erhielt der Aufzug durch das gerade erst abgebrochene Stadtfest: Viele Passanten schlossen sich den rechten Demonstranten an. An die 1.000 Personen sollen zum Höhepunkt des Marsches teilgenommen haben. Am Rand der Veranstaltung waren zudem auch lokale AfD-Funktionäre anzutreffen. Inwiefern diese aber tatsächlich am Aufmarsch teilnahmen oder nur Zaungäste waren, lässt sich nicht abschließend klären. Die Partei hielt etwa eine Stunde zuvor eine spontane Kundgebung am Ort des Geschehens ab.Hools Richtung Markt, Ziel unklar. Über 1000. So gut wie keine Polizei. #c2608 pic.twitter.com/kywmNSo0vB
— Johannes Grunert (@johannesgrunert) 26. August 2018
Nächste Demonstration am Montag
Ruhe wird in Chemnitz so schnell nicht wieder einkehren: Für morgen ist eine weitere Demonstration angekündigt, die unter anderem vom Verein „Heimat und Tradition Chemnitz Erzgebirge“ beworben wird. Aus der rechtsextremen Szene gab es bereits erste Meldungen: Man wolle morgen auch „mitmischen“.Auch die #IB aus Halle kündigt sich morgen für #Chemnitz an #c2708
— Kira Ayyadi (@ka_os_) 26. August 2018