Brücke in die Neonazi-Szene
Die Gruppe „Martens Army“ ließ bislang Berührungsängste mit Rechtsrock-Bands zwar vermissen, galt aber nicht als rechtsextrem. Mitte September wollen die „Oi!“-Rocker ein Konzert mit den Bands „Prolligans“ und „Oi!ropäer“ ausrichten.
Am 15. September wollen „Martens Army“ zusammen mit den „Prolligans“ und „Oi!ropäer“ in Thüringen auftreten. Die Tickets sollten dem Flyer nach auf 150 limitiert sein. Doch schon nach rund zehn Tagen erwägen „Martens Army“ das Kontingent zu erhöhen, nachdem bereits 100 Karten für die so genannte „Night of Oi!“ in Sondershausen verkauft worden sein sollen, wie mitgeteilt wird.
„Wir sind eine junge bühnenhungrige Oi-Punk Band aus dem schönen Sondershausen“, heißt es harmlos auf einer Website über die „Oi!ropäer“. Man habe Spaß an der Musik und wolle Menschen damit begeistern. Bier soll es auch geben, Geld stehe nicht im Vordergrund. Allerdings erschien das jüngste Album von „Oi!ropäer“ beim Musiklabel „Subcultural Records“. Das Projekt versucht offenbar gezielt, eine sich als nicht-rechts verstehende Musikszene mit Neonazi-Bands zusammen zu bringen. Dahinter steht der Allgäuer Plattenproduzent Benjamin Einsiedler, der auch das einschlägige Neonazi-Label „Oldschool Records“ betreibt und zugleich als Führungsfigur der größten bayerischen Skinhead-Kameradschaft „Voice of Anger“ gilt. (bnr.de berichtete)
Freundschaftliche Verbindung zu „Kill Baby, Kill“
Als kommerzielles Zugpferd von „Subcultural Records“ dürften die „Prolligans“ gelten, die ebenfalls in Sondershausen auftreten sollen. Mehrere Band-Mitglieder wirkten bereits in anderen einschlägigen Rechtsrock-Combos mit, die allesamt bei „Oldschool Records“ veröffentlichten: „Faustrecht“, „Hard As Nails“ und bis vor Kurzem „Smart Violence“. Inzwischen werden die „Prolligans“ auch vom Verfassungsschutz als extrem rechte Band eingestuft. (bnr.de berichtete)
„Martens Army“ gilt nicht als rechtsextreme Band. Dennoch wurde gegen die „Oi!“-Rocker immer wieder der Vorwurf erhoben, keine Berührungsängste bis ins Rechtsrock-Lager zu haben. Bereits im Jahr nach Bandgründung verwies ein Mitglied der belgischen Band „Kill Baby, Kill!“ im Skinhead-Fanzine „Der Bewährungshelfer“ 2009 auf eine freundschaftliche Verbindung zu „Martens Army“. Dem Heft lag eine Platte mit Liedern von „Kill Baby, Kill!“ und der braunen Band „Faustrecht“ bei. Einige Musiker von „Martens Army“ spielten früher bereits bei den „Prolligans“. Mit dem Line-up, das die Band für ihr Konzert im September organisiert hat, bauen „Martens Army“ der Neonazi-Szene erneut eine Brücke zu ihren nicht-rechten Fans.