Braunes Spektakel auf dem Acker

Am Freitag und Samstag soll im mittelthüringischen Magdala die dritte Auflage von „Rock gegen Überfremdung“ stattfinden – unter den Headlinern sind „Die Lunikoff Verschwörung“ sowie „Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten“.

Donnerstag, 04. Oktober 2018
Horst Freires

Die dritte Auflage des Thüringer Großkonzerts „Rock gegen Überfremdung“ steht unmittelbar bevor. Dazu werden mehrere tausend Besucher aus dem In- und Ausland erwartet. Das Verwirrspiel der letzten Wochen, ob das braune Spektakel nun in Apolda oder im 25 Autominuten entfernten Magdala (beides Kreis Weimarer Land) stattfindet, hat sich erst Ende der Vorwoche gelöst. So verbreitete Frank Krämer von der Band „Stahlgewitter“ via Facebook, dass die für den 5. und 6. Oktober angemeldeten politischen Kundgebungen wegen der sich unkooperativ zeigenden Versammlungsbehörde nicht mehr in Apolda, sondern in Magdala in stattfinden werden. Dort verfügen die auch überregional mit der Organisation solcher Konzertveranstaltungen und mit Security-Diensten befassten „Turonen“ um Steffen R. für das Wochenende über drei Privatgrundstücke. Ein entsprechender Acker steht als Veranstaltungsgelände zur Verfügung, die beiden weiteren als Park- und Campingfläche.

Die Veranstaltung wird von einem Großaufgebot an Polizei begleitet. Aber auch die Ordnungsbehörde ist wie in Fällen solcher Größenordnung vor Ort. Um in Sachen Jugendschutz keine Handhabe für ein Einschreiten zu liefern, ist der Zutritt erst ab dem 18. Lebensjahr gestattet. Aber auch sonst will man sich so wenig Stress wie nur irgend möglich machen. Bei Krämers verbreiteter Mitteilung, die mit der Begrüßung „Heil Euch“ beginnt, wird gepostet: „Es wird auch (…) Presse vor Ort sein. Wir bitten Euch dies einfach zu ignorieren und keine blöden Sprüche in die Kameras zu machen!“

Programm mit versammlungsrechtlich abgesichertem Polit-Stempel

Die „Turonen“, die auch als „Garde 20“ auftreten, sind dem Innenministerium in Thüringen seit Ende 2015 bekannt. Das hatte seinerzeit eine parlamentarische Anfrage der Linksfraktion an die Landesregierung ergeben. Sie waren offenkundig mit ihrer Logistik und personell auch in die Planung des 2016 im schweizerischen Unterwasser stattgefundenen Rechtsrock-Großevents „Rocktoberfest“ mit 5000 Besuchern eingebunden, was Recherchen zum damaligen Ticketerwerb ans Tageslicht brachten. Steffen R. gilt als Vertrauter des im Sommer verurteilten NSU-Unterstützers Ralf Wohlleben. Er war in der Vergangenheit auch bereits rund um den Versandhandel von „Frontschwein Records“ bestens mit der Materie Rechtsrock vertraut.

Das aktuelle Programm ist wie bei Konzerten mit versammlungsrechtlich abgesichertem Polit-Stempel üblich zweigeteilt: Es besteht aus politischen Reden und Konzertabschnitten. Weitgehend wird dabei auf die Beteiligten des am 25. August aus eigentumsrechtlichen Gründen untersagten Line Up von Mattstedt (Kreis Weimarer Land) zurückgegriffen. Bei den Rednern sind das Funktionäre von der NPD und „Die Rechte“ sowie Aktivisten „Freier Kräfte“. Neu dabei ist diesmal ein „Alex“ aus dem Umfeld vom „Kampf der Nibelungen“ (KdN), dessen nahendes internationales Kampf-Meeting am 13. Oktober im sächsischen Ostritz in unmittelbarer Nähe zur polnischen Grenze stattfinden soll. Dabei dürfte es sich mutmaßlich um den Dortmunder Alexander Deptolla handeln. Redner wie Sven Skoda, Dieter Riefling, Sebastian Schmidtke (NPD) oder Sascha Krolzig („Die Rechte“) nehmen nun den zweiten Veranstaltungsanlauf.

„Barny“ und „Kahlkopf/Der Metzger“ für die Bühne angekündigt

Bei den Bands wird auf „Fortress“ aus Australien und „Warlord“ (Großbritannien) verzichtet. Somit sind „Die Lunikoff Verschwörung“, „Stahlgewitter“ sowie „Gigi & Die Braunen Stadtmusikanten“, wobei deren Bandmitglieder sich zum Teil untereinander aushelfen, die Headliner. Neu für die Bühne vorgesehen ist beispielsweise der Liedermacher „Barny“ alias Mirko Szydlowski. Angekündigt wird auch „Kahlkopf/Der Metzger“. Nach Auffassung des in Rechtsrock-Kreisen undercover recherchierenden Journalisten Thomas Kuban gehört der Auftritt von „Kahlkopf/Der Metzger“ am Samstag in Magdala verboten, da die Combo zuletzt am 11. August beim Einladungskonzert von „TreueOrden“ in der so genannten „Erlebnisscheune“ in Kirchheim (Ilm-Kreis) Mordaufrufe von der Bühne verbreitete, und worüber er die Ordnungsbehörden schriftlich informiert habe.  

Die von NPD und deren Jugendorganisation Junge Nationalisten für den 6. Oktober in Salzgitter angemeldete Demonstration (bnr.de berichtete) wurde nun wegen dem braunen „Rock gegen Überfremdung“-Spektakel abgesagt und auf den 24. November verlegt. Hintergrund dürfte der Einsatz des NPD-Bundesorganisationsleiter Sebastian Schmidtke sein, der für beide Tage in Magdala eingeplant ist, ursprünglich aber auch für den 6. Oktober auf der Rednerliste von Salzgitter stand.

Kategorien
Tags