Braunes Kampfsport-Event gestoppt

Eine Polizeirazzia am Samstag hat in Magdeburg auf Grundlage einer Verbotsverfügung die Austragung der jährlichen Veranstaltungsreihe „Kampf der Nibelungen“ (KdN) verhindert.

Montag, 28. September 2020
Horst Freires

Die Free-Fighting-Kämpfe sollten diesmal mit der Kamera begleitet und am 10. Oktober online als Streaming-Angebot übertragen werden. Die Polizei traf die KdN-Veranstalter um den Dortmunder Alexander Deptolla, Funktionär der Splitterpartei „Die Rechte“, in dem Clubheim des Motorradclubs „Division 39 Magdeburg“ an. Auf dem Gelände der Biker war bereits ein Kampfring aufgebaut.

Laut Polizei hatten sich am 26. September rund 90 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet eingefunden, die keinerlei Widerstand leisteten. Bei allen wurden die Personalien aufgenommen. Festnahmen gab es keine. Der Boxring wurde beschlagnahmt. Auch KdN-Plakate wurden entdeckt sowie eine größere Menge an KdN-T-Shirts. Die KdN-Verantwortlichen hatten sich offenkundig bei den kooperierenden und ihnen wohl gesonnenen Bikern eingemietet, die klandestin vorbereitete Veranstaltung aber nicht angemeldet.

Werbung auch bei russischen Kampfsportlern

Erstmals war über soziale Medien am 20. Mai ein Aufruf nach interessierten Kämpfern für die Bereiche K 1, May Thai und MMA abgesetzt worden. Und die Anfrage sollte wohl auch ausländische Kämpfer erreichen, wurde die Akquise doch ebenso in Englisch verbreitet. Werbung machte man auch bei befreundeten russischen Neonazi-Kampfsportlern. Ende Juli wurde gepostet: „Wir suchen immer noch Kämpfer für den 10.10.2020, um noch weiter Paarungen zu bekommen.“ Anfang des Monats war von mittlerweile 15 Kampfpaarungen mit Teilnehmern aus ganz Europa die Rede. Beworben wurde die geplante Veranstaltung noch vergangene Woche vom befreundeten Label „Black Legion“ aus Cottbus.

Dass dieses Jahr eine KDN-Streamvariante stattfinden sollte, hat Deptolla in einem längeren Interview mit dem Podcaster und Musiker Frank Kraemer („Der Dritte Blickwinkel“) bereits Anfang August mitgeteilt. Kraemer hatte auch in den vergangenen Jahren KdN-Veranstaltungen im Vorwege beworben. Im Gespräch mit dem Gitarristen der Rechtsrock-Band „Stahlgewitter“ erzählt Deptolla vom Verschicken von KdN-Trainingsvideos mit Unterstützung des Labels „Wardon“ als anfängliche Corona-Überbrückung und von seinem Besuch bei einem Sportcamp der selbst ernannten Gruppierung „Junge Revolution“ um Sanny K. am 18. Juli im thüringischen Stützerbach/Ilmenau. Die Veranstaltung mit rund 20 Teilnehmern wurde ebenfalls von der Polizei aufgelöst.

Künftig auch Kraftsport unter dem KdN-Label

In dem Interview mit Kraemer skizziert Deptolla zudem Pläne, dass unter dem KdN-Label in Kürze neben dem Kampfsport auch das Format Kraftsport angeboten werden soll. Als praktizierendes Vorbild dafür in der rechten Szene nennt er die russische Kampfsport-Modelinie PPDM „Father Frost“. Geht es nach Deptolla, könnte es im Januar oder Februar hierzulande eine erste entsprechende Veranstaltung für rechte Kraftsportler und Bodybuilder geben. Beim Label-Betreiber von „SF-Extremsport“ Henrik Ostendorf (Bremen) auf Facebook ist als Reaktion für die Polizei-Aktion in Magdeburg kryptisch ausgedrückt zu lesen: „KdN steht doch für Kuchen der Nibelungen, und der hat uns wieder einmal sehr gut geschmeckt – und kein Innenminister und Polizist hat auch nur einen Krümel abbekommen.“ Ostendorf ist verantwortlich für die Neonazi-Periodika „Ein Fähnlein“ und fungiert auch als Strippenzieher für so genannte Zeitzeugenveranstaltungen in der rechten Szene, bei der Wehrmachtsangehörige Vorträge halten.

Der „Kampf der Nibelungen“ findet seit 2013 statt, anfangs unter dem Titel „Ring der Nibelungen“, und ist von Jahr zu Jahr gewachsen, professioneller und internationaler geworden. 2018 bot man sogar zwei Kampf-Events unter dem Namen an. Im Vorjahr wurde das terminierte Kampfspektakel kurz vor Austragung im sächsischen Ostritz verboten. Dagegen läuft im Nachgang eine Klage der „Macher“, über die noch nicht entschieden ist. Beobachter wollen momentan nicht ausschließen, dass Deptolla & Co nach der Razzia in Magdeburg noch einen Plan B haben und in eine andere Location oder in ein befreundetes Sportstudio, vielleicht sogar im benachbarten Ausland, ausweichen.

Kategorien
Tags