Braunes Gedenken fällt aus
Die Polizei hat eine nicht angemeldete rechte Veranstaltung zum Volkstrauertag in Nordwestmecklenburg im Vorfeld verhindert.
Mit Blaulicht und Warnwesten wurden die Autofahrer am Sonntag auf der Landstraße zwischen Bad Kleinen und Hohen Viecheln empfangen. Aufgrund einer fast zweistündigen Straßensperre war der Verkehr zwischen den kleinen Ortschaften in Nordwestmecklenburg lahmgelegt. Die meisten PKWs drehten um und nahmen einen längeren Weg nach Hause in Kauf. Einige Neugierige blieben stehen und konnten beobachten, wie die Polizei rund 15 Fahrzeuge kontrollierte. Grund für den großen Polizeieinsatz war eine offenbar geplante Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag von Mitgliedern des rechten Spektrum.
Mehr als 60 Neonazis hatten sich an der „Schweden Schanze“ in der Nähe von Bad Kleinen getroffen. Die einschlägig bekannten Aktivisten wurden allerdings von der Polizei überrascht. Fluchtartig verließen etwa 20 von ihnen die „Schweden Schanze“. Rund 40 Personen waren nicht so schnell und gerieten in die rund zweistündige Polizeikontrolle. Unter ihnen befanden sich Personen aus ganz Westmecklenburg, unter anderem auch aus Jamel sowie dem Rostocker Umland.
Weiße Kreuze für Wehrmacht und SS
Die Landstraße wurde voll gesperrt und niemand kam mehr durch. Kontrolliert wurden sowohl die Personalien als auch die Fahrzeuge. Vermutlich wollten die Neonazis in den Wald zum nahe gelegenen Ehrenfriedhof des ehemaligen Quarantänelagers Losten gelangen. Die Gedenkstätte war 1960 zum Gedenken an 276 Flüchtlinge und Umsiedler nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Gebieten östlich von Oder und Neiße errichtet worden, die den Lageraufenthalt nicht überlebt hatten.
Die Einsatzkräfte der Polizei beschlagnahmten am Sonntag neben Fackeln auch zwei weiße Holzkreuze. Auf den Kreuzen waren die Namen Sepp Dietrich, Kommandeur der Leibwache Adolf Hitlers, SS-Oberst-Gruppenführer sowie General-Oberst der Waffen SS, und Hans-Ulrich Rudel, Schlachtflieger und Wehrmachtsoffizier sowie NS-Fluchthelfer und Waffenhändler nach Kriegsende, angebracht. Da keiner der Rechten die Verantwortung für das Vorhaben auf sich nehmen wollte, wurde zunächst Anzeige gegen Unbekannt wegen Verdachts einer nicht angemeldeten Versammlung erstattet. Nachdem sie kontrolliert und durchsucht waren, verließen die Neonazis unverrichteter Dinge den Ort.