Brauner Treffpunkt in Barcelona

Die von dem Holocaust-Leugner Pedro Varela in Barcelona betriebene Buchhandlung Libreria Europa muss nach dem Willen der spanischen Behörden ihre Aktivitäten einstellen.

Donnerstag, 28. Juli 2016
Horst Freires

Behördliches Durchgreifen sorgt dafür, dass wohl eine der aktivsten Anlauf- und Kontaktstellen der rechten Szene in Spanien wegfällt. Nach einer am 8. Juli erfolgten Razzia in der seit 24 Jahren in Barcelona existierenden Buchhandlung Libreria Europa wegen des Vorwurfs der Verbreitung von Hass- und Diskriminierung sollen nun alle von dort ausgehenden Aktivitäten ein für alle Mal gestoppt werden. Es geht dabei um die Abwicklung von Online-Geschäften, die Durchführung von Lesungen oder Konferenzen mit internationalen Teilnehmern der rechten Szene, das Angebot des Verlags Ojeda, den Buchverkauf an der Ladentheke vor Ort und Pläne für das Betreiben eines Internet-Fernsehkanals.

Hinter all den aufgezählten Handlungsfeldern steckt Pedro Varela, Hitler-Verehrer und Antisemit. Bei der Durchsuchungsaktion im Juli, die auch Varelas Privathaus umfasste, wurde der Holocaust-Leugner, der sich nach eigenen Angaben auf einer Bergwanderung mit seiner neunjährigen Tochter befand, nicht angetroffen. Allerdings wurden vier Mitarbeiter, darunter zwei Angestellte mit rumänischem Pass, vorübergehend festgenommen. Dazu beschlagnahmten die Behörden 15 000 Bücher und Computer. Eine Inhaftierung Varelas wurde nach Intervention seiner beiden Anwälte Luis Gomez und Javier Berzosa gegen Zahlung einer Kaution in Höhe von 30 000 Euro nicht umgesetzt. Auch die vier Mitarbeiter von Verlag und Buchhandlung sind wieder auf freiem Fuß. Varela spricht von einem Anschlag auf die Meinungsfreiheit und gegen die Verbreitung des freien Wortes.

Immer wieder mit der Justiz in Konflikt

Der 58-Jährige wurde 1978 zum Vorsitzenden des von Barcelona aus agierenden spanischen Neonazi-Zirkels Cedade gewählt. Der von 1966 bis 1993 agierende Zusammenschluss brachte es in seiner aktivsten Phase landesweit auf bis zu 2500 Mitglieder und war weltweit vernetzt. Varela geriet immer wieder in Konfrontation mit der Justiz. Nach einer neonazistischen Ansprache in Österreich musste der Antisemit dort 1992 drei Monate hinter Gittern verbringen. Sechs Jahre später wurde er wegen Verherrlichung und Verharmlosung des vom Nationalsozialismus begangenen Völkermords an den Juden zu einer fünfjährigen Haftstrafe verurteilt. 2010 saß er in der gleichen Angelegenheit erneut auf der Anklagebank und kassierte eine 33-monatige Haftstrafe, von der er aber nur 15 Monate verbüßen musste.

Für Vorträge hatte Varela in der Vergangenheit beispielsweise den geschichtsrevisionistisch verorteten Historiker David Irving oder den früheren US-Frontmann der Ku-Klux-Klan-Bewegung David Duke nach Spanien eingeladen. Vor einigen Jahren war der 2014 verstorbene frühere Rechtsterrorist Manfred Roeder ebenso Gast in der braunen Buchhandlung. Für die nun abermals anstehende juristische Auseinandersetzung wird von Varela und seinem Umfeld um Solidaritätsspenden gebettelt. Für die Aktion gegen ihn macht der 58-Jährige einen „Zionist Think-Tank“ verantwortlich. Zugleich gibt sich der Holocaust-Leugner kämpferisch. Wenn die Schließung der Buchhandlung in Barcelona behördlich das letzte Wort bleibe, dann wolle er an anderer Stelle wieder ein Geschäft öffnen. Im September solle auf jeden Fall das 25-jährige Bestehen gefeiert werden.

Unterstützung findet Varela aktuell übrigens bei der „Deutschen Gefangenenhilfe“ von Jörg Krautheim aus Gera. Der ist Vorstandsmitglied der Neonazi-Partei „Die Rechte“ in Thüringen.

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