Braune „Wählergemeinschaft Heimat“
Am Sonntag finden Kommunalwahlen in Mecklenburg-Vorpommern statt. Teile der „Dorfgemeinschaft Jamel“ haben sich zu einer Wählergemeinschaft zusammengeschlossen und wollen so in die Gemeindevertretung Gägelow einziehen.
Am kommenden Sonntag stehen für Mecklenburg-Vorpommern nicht nur die Europawahlen auf der Tagesordnung, sondern die Kreuze dürfen auch für diekommunalen Parlamente gesetzt werden. Neben den Parteien treten gerade in kleineren Kommunen Wählergemeinschaften an. Eine Strategie, die in diesem Jahr Teile der kameradschaftsähnliche Struktur „Dorfgemeinschaft Jamel“ ebenfalls für sich beanspruchen.
Die Jameler Sven Krüger, Tino Streif und Steffen Meinecke haben sich als „Wählergemeinschaft Heimat“ zusammengefunden, um für die Gemeindevertretung Gägelow zu kandidieren. Die drei Unternehmer traten bereits in Vergangenheit für die NPD an und saßen zum Teil im Kreistag Nordwestmecklenburg. Sie sind auch in anderen rechten Strukturen aktiv. So ist Sven Krüger als Betreiber des „Thinghauses“ sowie durch seine Aktivitäten bei den „Hammerskins“ bekannt. Krüger, Meinecke und Streif waren ebenso Gründungsmitglieder der „Mecklenburg-Vorpommerschen Struktur und Entwicklungsgenossenschaft“.
Heimat und Tradition als Schwerpunkt
Unter dem plattdeutschen Slogan „De Eikboom an de Waterkant“ (Die Eiche an der Küste) hält die Wählergemeinschaft ihre potenziellen Wähler auf ihrer Facebook-Seite auf dem Laufenden. Der Schwerpunkt wird auf Heimat und Tradition gelegt. In traditioneller Handwerkskleidung präsentieren sich die drei auf den professionell wirkenden Fotos. Für ihren Wahlkampf haben sie Wahlplakate in den umliegenden Dörfern aufgehängt und einen Frühjahrsputz entlang der Zufahrtsstraße nach Jamel durchgeführt.
Bespielen will man zukünftig vor allem die Themen traditionelle Familie oder Feuerwehr. Geradezu romantisch umschreibt Krüger seine Kindheit und den Wunsch, dass so auch die neuen Generationen aufwachsen. Eine Vorstellung, wie diese traditionellen Familien aussehen könnten, bekommt man bei jedem Besuch der braunen Brauchtumsfeiern im Dorf. Dort wird die rechte Ideologie bereits an die Kleinsten weitergegeben. Auch stehen die Themen rund um den strukturellen Ausbau des ländlichen Raumes mit günstigem Bauland auf der Liste. Das Themenfeld hatten die Neonazis gemeinsam mit anderen bereits mit der rechten Genossenschaft versucht in die Tat umzusetzen. Man gibt sich bürgernah.
In der Gemeindevertretung Gägelow gut aufgehoben
Die bekannten Neonazis machen aus ihrer politischen Einstellung kein Geheimnis. Die Gemeindevertreter der Gemeinde Gägelow sollte der mögliche Einzug der „Wählergemeinschaft“ nicht sonderlich stören. Einige von ihnen unterstützten bereits in Vergangenheit Mitglieder der „Dorfgemeinschaft Jamel“.
Im vergangenen Jahr sorgte die Gemeindevertretung Gägelow für Schlagzeilen, als sie einem Mitglied der „Dorfgemeinschaft Jamel“ einen umstrittenen Platz in Jamel verpachtete. Trotz öffentlicher Kritik läuft der Pachtvertrag auf unbestimmte Zeit. Die Gemeindevertretung stellt weiterhin Land in Jamel zur Verfügung. Im Januar wurde einer zeitweiligen Nutzung mehrerer Flurstücke in Jamel im nichtöffentlichen Teil der Gemeindevertretersitzung zugestimmt. Zu welchem Zweck sowie welche Flurstücke betroffen sind, wird geschwiegen und geht auch nicht aus den Sitzungsprotokollen hervor. Sollte die „Wählergemeinschaft Heimat“ in die Gemeindevertretung Gägelow einziehen, könnten sie derartige Prozesse aktiv mitgestalten. Auch hätte sie die Möglichkeit, über Genehmigungen des Festivals „Jamel rockt den Förster“ mitzuentscheiden. Das Festival des Ehepaares Lohmeyer ist den Neonazis seit Jahren ein Dorn im Auge.