Braune Schlossherren
Die Neonazis Thomas Wulff und Axel Schunk haben das alte Schloss Trebnitz ersteigert − hinter dem Immobilienkauf wird politisches Interesse vermutet.
Der graue Klotz hinter hohen Mauern sieht verlassen aus. Die Zufahrt vor dem Schloss ist kaum befahrbar. Am Briefkasten klebt noch der alte Zettel mit der Aufschrift „Deutscher Kulturverein e.V.“ − einer nicht wahrnehmbaren Organisation aus Wittenberg. Bereits 2001 sollte aus dem alten Schloss Trebnitz bei Könnern in Sachsen-Anhalt ein „nationales Schulungszentrum“ werden. Für nur 100 000 DM (rund 50 000 Euro) hatte der heutige Berliner NPD-Chef Uwe Meenen es damals im Auftrag des vermögenden Altnazis Rolf Hanno aus Marbella ersteigert. Als Betreiber des Zentrums wurde der Harzer Neonazi Steffen Hupka eingesetzt. Doch die Pläne wurden schnell bekannt. Es fanden zwar erste Treffen und Arbeitseinsätze statt, doch Investor und Betreiber zerstritten sich, es gab finanzielle Querelen, das Schloss verfiel zusehends.
Gläubiger Hanno, vertreten durch einen in der Szene beliebten Rechtsanwalt aus Radebeul, forderte sein Geld ein - das sogenannte „LPG-Schloss Trebnitz“ mit rund 7000 Quadratmetern Land und 2000 Quadratmetern Wohnfläche stand zur Versteigerung aus. Den Zuschlag erhielten letzte Woche NPD-Vorstandsmitglied Thomas Wulff, genannt Steiner, und Axel Schunk aus Stockstadt am Main, für rund 80 000 Euro. Die vollständige Zahlung muss bis zum so genannten „Verteilungstermin“ am 29. April erfolgen. Eine Sicherheitsleistung sei nicht verlangt worden, wurde jetzt vonseiten des Gerichts korrigiert. Hupka hatte seine Pläne aufgeben müssen, räumt er in einer Verlautbarung auf dem Neonazi-Portal „Altermedia“ ein. Frustriert mäkelt er, es gäbe „keine nationale Opposition“ in der Bundesrepublik, er sei auch „systematisch sabotiert“ worden. Meenen stellt er nur als „Strohmann“ hin.
Nach der Schließung von Hetendorf bei der NPD gelandet
Neukäufer Schunk aus Franken war einst Bundesfahrtenführer in der 1994 verbotenen „Wiking-Jugend“, er wird zum Umfeld von Jürgen Riegers „Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft“ gezählt. Auf Schunks Namen läuft die Homepage „Artglaube.de“, auf dieser Seite wird die „Nordische Zeitung“ der „größten heidnischen Gemeinschaft“ veröffentlicht. Schunks Tochter war einst die Verlobte des letzten Bundesführers der ebenfalls verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“. Wulff und Schunk kennen sich seit langem, nicht zuletzt aus Besuchen im größten deutschen Neonazi-Schulungszentrum Hetendorf Nr. 13 in der Lüneburger Heide. Nach der Schließung des Rieger-Anwesens landeten beide in der NPD. Der aus Sachsen stammende Schunk kandidierte für die NPD in Franken, lernte dort den einflussreichen fränkischen Rechtsextremisten Meenen kennen. Wulff diente sich vom führenden „Freien Nationalisten“ in die Spitze der Partei empor.
Die „netten Jungs“ von rechts
Beobachter vermuten hinter dem Immobilienkauf politisches Interesse. Privat lebt Wulff mit seiner Familie in einem Gutshaus in Mecklenburg-Vorpommern. Gemeinsam mit Jürgen Rieger hat er zahlreiche potenzielle Immobiliendeals eingefädelt. Nach dessen Tod soll er sich zeitweilig für Riegers akademischen Hintergrundverein „Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung“ um deren Geschäfte gekümmert haben. „Artgemeinschaft“ und Anthropologie-Gesellschaft gelten als eng vernetzt.
Die ehemalige Wasserburg Trebnitz, im 17. Jahrhundert vom Markgrafen Gero errichtet, liegt zwar idyllisch an der Saale, am Ende einer Sackgasse, doch der riesige graue Klotz ist stark renovierungsbedürftig. Das Landesamt für Verfassungsschutz in Sachsen-Anhalt bestätigt den Verkauf an Wulff und Schunk. Auch in der Magdeburger Behörde fragt man sich argwöhnisch, woher der gelernte Automechaniker Wulff das Geld hat und vor allem, welche Pläne die beiden mit dem Schloss haben? Ein Anwohner berichtet davon, dass Altbetreiber Hupka bereits vor Wochen einem Kameraden das Anwesen gezeigt habe und danach im Dorflokal eingekehrt sei. Doch im Dörfchen Trebnitz störte sich bisher kaum jemand an den „netten Jungs“ von rechts.