Braune Kapuzenmänner
„Ku-Klux-Klan-Grüppchen“ sorgen mit regelmäßiger Wiederkehr für bundesweite Schlagzeilen. Bekannt sind der Bundesregierung derzeit vier Gruppierungen, sie verfügen aber nur über eine geringe Mitgliederzahl.
Die meisten der „Ku-Klux-Klan-Grüppchen“ huldigen einer antisemitischen und rassistischen Ideologie. Ausgeübt werden interne Kontaktpflege und die Durchführung von KKK-spezifischen Riten sowie Ritualen und entsprechender Symbolik. Zahlenmäßig waren und sind KKK-Grüppchen ein Randphänomen im deutschen Rechtsextremismus. Die Gruppierungen verfügen jeweils über eine sehr geringe Mitgliederzahl.
Der Bundesregierung sind derzeit Informationen zu vier KKK-Gruppierungen bekannt. Dabei handelt es sich um die „Militant Knights of the Ku Klux Klan – Realm of Germany“ (MK-KKK), die „United Northern and Southern Knights of the Ku Klux Klan – Realm of Germany“ (UNSK-KKK), die „European White Knights of the Burning Cross“ (EWKotBC) und die „Teutonischen Ritter des Ku Klux Klan in Deutschland – Distrikt Nordrhein-Westfalen“.
Die „Teutonischen Ritter“ verstehen sich laut Selbstdarstellung zugleich als „Deutscher Kampf-Kunst-Klub“ (KKK): „Wir trainieren effektive Selbstverteidigung, realistisch, auf den Ernstfall abgestimmt. Als teutonische Ritter müssen wir in der Lage sein unsere Familie, unsere Freunde, und Landsleute zu beschützen.“ Nach Auffassung der „Teutonischen Ritter“ liegt in der „Liebe zum eigenen Volk mehr Kraft als im Hass gegen andere Völker!"
Gewaltfantasien und Waffenfetischismus beim KKK
In acht Bundesländern durchsuchte die Polizei Anfang dieses Jahres Wohnungen mutmaßlicher Mitglieder der mindestens seit dem Sommer 2016 existenten „National Socialist Knights of the Ku Klux Klan Deutschland“ (NSK of the KKK). Der von Ermittlern des Landeskriminalamts Baden-Württemberg geleitete Einsatz richtete sich gegen 40 Beschuldigte. Durchsucht wurden zwölf Wohnungen in Baden-Württemberg (Landkreis Rastatt, Rems-Murr-Kreis), Bremen, Hamburg, Niedersachsen (Landkreis Holzminden), Nordrhein-Westfalen (Kreis Mettmann, Oberbergischer Kreis), Rheinland-Pfalz (Landkreis Mayen-Koblenz), Sachsen-Anhalt (Salzlandkreis) und Thüringen (Landkreis Weimarer Land). Der Mitgliedschaft beschuldigt werden 17 Personen im Alter von 17 bis 59 Jahren. Die etwa 200 eingesetzten Polizeibeamten stellten mehr als 100 Waffen sicher, darunter Schreckschusspistolen mit Munition, Schwerter und Macheten, Faust- und Butterflymesser, Wurfsterne sowie Teleskopschlagstöcke.
Regionale Organisationsstrukturen existierten in Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen. Insgesamt tummelten sich in den Reihen des NSK of the KKK 40 Personen. Diese einte eine rechtsextreme Gesinnung, die sich unter anderem in einer Glorifizierung des Nationalsozialismus äußerte, so die Staatsanwaltschaft Stuttgart. Teile der Gruppierung zeigten zumindest verbale Gewaltbereitschaft, planten sich zu bewaffnen und hegten Gewaltfantasien. Die Rekrutierung der Mitglieder erfolgte vorwiegend über das Internet. Kommunikation fand hauptsächlich über soziale Medien statt. So agitierten NSK of the KKK-Mitglieder auch auf VK.com, dem russischen Pendant zum sozialen Netzwerk Facebook. Fotos zeigen Klan-Aktivisten mit Waffen und NS-Devotionalien wie Tassen mit dem Konterfei Hitlers. Zur Finanzierung der Gruppierung wurden monatliche Mitgliedsbeiträge in Höhe von fünf Euro erhoben.
Gruppenführer der ermordeten Polizeibeamtin beim KKK
Angetan von der Symbolik der Kapuzenmänner waren auch die späteren Rechtsterroristen des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ (NSU) Uwe Böhnhardt und Beate Zschäpe. Fotos zeigen die beiden bei einer KKK-Kreuzverbrennung im Sommer 1995 in einem Waldstück unweit der so genannten „Fliegerscheune“ in Oßmaritz bei Jena. Vor Ort waren Mitglieder und Sympathisanten der neonazistischen „Kameradschaft Jena. Entboten wurden dabei sowohl der Hitler- als auch der so genannte Kühnengruß.
2001/02 gehörten zeitweise zwei Baden-Württemberger Polizisten einer KKK-Gruppierung an. Dies wurde jedoch erst im Jahr 2012 öffentlich publik. Einer der Beamten war Timo H., der für mehrere Monate der von dem damaligen NPD-Aktivisten Achim Schmid am 1. Oktober 2000 gegründeten KKK-Gruppierung „European White Knights of the Ku Klux Klan“ (EWK KKK), Kontaktanschrift in Schwäbisch Hall, angehörte. Über ihn bestand eine theoretisch mögliche Verbindung des KKK zu dem Mord und dem Mordversuch am 25. April 2007 auf die Polizeibeamtin Michèle Kiesewetter und ihren Streifenpartner Martin A. auf der Theresienwiese in Heilbronn. H. fungierte am Tattag als Gruppenführer der beiden Böblinger Bereitschaftspolizisten.
Ex-KKK-Führer treibt Kameraden in „Tötungsrausch“
Der einstige KKK-Führer Carsten Szczepanski war der wichtigste Hinweisgeber auf die späteren NSU-Terroristen. Er lieferte bereits 1998 Informationen über das untergetauchte Jenaer Terrortrio.
Am 13. Februar 1995 wurde Szczepanski wegen gemeinschaftlich begangenen versuchten Mordes 1992 an dem Asylbewerber Steve E. zu acht Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. Das Opfer war von den Neonazis zunächst angepöbelt, brutal zusammengeschlagen und dann in einen See geworfen worden. Szczepanski stimmte dabei unter anderem den Ruf „Ku-Klux-Klan!“ an und wiederholte diesen, bis ihn die Meute stakkatoartig immer wieder brüllte. Szczepanski, stellte das Landgericht Frankfurt/Oder fest, habe seine Kameraden in einen „Tötungsrausch“ getrieben. Fünfeinhalb Jahre, teils als Freigänger, saß Szczepanski in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Brandenburg ab. Im Urteil heißt es über Szczepanskis Einstellung: „In der erhofften Tötung des Steve E. erblickte der Angeklagte überdies die Verwirklichung der von ihm tief verinnerlichten Ziele des ‚Ku-Klux-Klans‘ und die Gelegenheit, diese Methoden exemplarisch zu vollziehen.“ Zum Zeitpunkt seiner Verurteilung war Szczepanski „Grand Dragon“ der „White Knights of the Ku Klux Klan“.
Öffentlichkeitswirksame Kreuzverbrennung
Die bislang medienträchtigste Kreuzverbrennung in Deutschland ereignete sich 1991. Organisator war Szczepanski. Im September 1991 zelebrierte Dennis Mahon, US-amerikanischer „Imperial Dragon“ der „White Knights of the Ku Klux Klan – WKKKK“, eine Kreuzverbrennung, die der Privatsender RTL ausstrahlte. Das Spektakel fand im brandenburgischen Halbe statt. Bei der Kreuzverbrennung wurden eine Hakenkreuzfahne gezeigt und verfassungsfeindliche Lieder gesungen. Mahon hieß in seiner Rede Gewalttaten gegen Ausländer gut. Er war derjenige, der zuvor die Idee gehabt hatte, Medien einzuladen. In einem Interview mit dem „Zeitgeist-Magazin“ (Dezember 1991) sagte Mahon später: „Das haben wir für die Presse veranstaltet … Unsere Show für RTL war ein großer Erfolg.“
Das Telefonat zuvor mit RTL hatte der Neonazi Norman Zühlke geführt. Der lieferte Monate später selbst Schlagzeilen. Er schlug am 29. August 1992 in Berlin-Charlottenburg mit einem Baseballschläger auf einen wohnungslosen Kunstmaler ein, der einen tödlichen Schädelbruch erlitt. Ein ebenfalls attackierter Obdachloser wurde schwer verletzt.
Mahon wurde im Mai 2012 wegen eines rassistisch motivierten Brandanschlags in den USA zu 40 Jahren Haft verurteilt. Zu seiner rassistischen Überzeugung war Mahon nach eigenen Angaben nach Lektüre der „Turner Diaries“ gelangt.
KKK-Songs und KKK-Devotionalien
Dem KKK wird in einschlägigen Songs gehuldigt. Im Lied „Klansmen“ der Rechtsrock-Band „Kraftschlag“ heißt es: „Wir sind Klansmen, weiße Rasse und reines Blut, wir sind Klansmen, watch out, black man und sei auf der Hut.“ Die verbotene frühere Szene-Band „Landser“ grölte in ihrem Song „Ran an den Feind“: „Jetzt predigen sie schon die Mischung der Rassen, Neger ficken weiße Frau‘n, das könnte Euch so passen. Niemals, niemals, niemals sage ich, denn der Ku-Klux-Klan besteht ewiglich.“
Aufnäher mit dem Kürzel KKK, die einen bewaffneten Klansmann zeigen, oder Aufnäher mit den Worten „Ku Klux Klan – Section Germany“ können KKK-Sympathisanten beim „Ostfront-Versand“ im thüringischen Ilm-Kreis bestellen.