Braune Immobilie nach Brandanschlag wieder in Betrieb

Mit einem Konzert nimmt die Neonazi-Kameradschaft „Voice of Anger“ den Betrieb ihres Clubhauses bei Memmingen wieder auf.

Donnerstag, 07. März 2019
Sebastian Lipp

Über Jahre war die ehemalige Gartenschänke in Buxach-Hart bei Memmingen im Unterallgäu unbenutzbar. Erst mussten sich die Neonazis, die den einstigen Gastronomiebetrieb einer Kleingartenanlage 2016 gekauft hatten, monatelang juristisch mit der Stadt Memmingen streiten: Die Verwaltung wollte ihr Vorkaufsrecht geltend machen und so den Neonazis nachträglich die Gaststätte wieder entziehen. (bnr.de berichtete) Dann brannte das Gebäude im April 2017 nieder. Aller Wahrscheinlichkeit nach fiel es einem Anschlag zum Opfer. (bnr.de berichtete)

„Unbeliebte Jungs“ bedanken sich für den Auftritt

Jetzt ist das Gebäude offenbar wieder als Neonazi-Treff und Konzert-Location in Betrieb. So heißt es auf der Homepage „Kahlkopf Metzger“: „Die MBA dankt allen Helfern die das Treffen am 02.03.2019 in Memmingen möglich gemacht haben“. Die Band aus Hessen richtet einen „besonderen Dank an ‚Voice of Anger‘ die ihr Clubhaus dafür bereit gestellt haben.“ Auch die Thüringer Neonazi-Band „Unbeliebte Jungs“ bedankt sich in einem Posting am Sonntag für ihren Auftritt im Clubheim der Allgäuer Skinhead-Kameradschaft.

Auf Nachfrage erklärte ein Polizeisprecher Anfang der Woche, dass seinem Präsidium für eine Neonazi-Veranstaltung am Samstag „keine Erkenntnisse“ vorlägen. Nachbarn des Clubheims bestätigten jedoch, dort am Samstag wieder eine Zusammenkunft wahrgenommen zu haben.

„Unbeliebte Jungs“ spielten bereits vor rund drei Jahren ganz in der Nähe. Damals verlegten sie ein Konzert mit der ungarischen Band „Indulat“ aus dem Umfeld von „Combat 18“ zu „Blood&Honour Österreich“ in die Nachbarregion Vorarlberg. In Thüringen soll das Event zuvor verboten worden sein. Vor dem Konzert absolvierten Anhänger von „Combat 18“ ein Schießtraining. „Combat 18“ versteht sich als bewaffneter Arm des in Deutschland seit 2000 verbotenen international agierenden Neonazi-Netzwerks „Blood&Honour“. Trotz des Verbots ist die Gruppierung auch hierzulande weiter aktiv.

Neues Album bei „Oldschool Records“

Erst am 11. August 2018 feierte der Sänger der einstigen Skinhead-Band „Kahlkopf“ in Kirchheim nach schätzungsweise 25 Jahren sein Bühnen-Comeback. Das Lied „Chaoten“, das er einst gegen seine politischen Gegner „komponiert“ hatte, bot er zur Feier des Tages in einer Live-Version dar: Statt „sperrt sie alle ein“ sang er „schlagt sie alle tot“. Den unverhohlenen Gewaltaufruf dokumentierte der Undercover-Filmer Thomas Kuban. (bnr.de berichtete)

Als „Der Kahlkopf Metzger“ veröffentlichte der Rechtsrocker Ende vergangenen Jahres ein neues Album beim Allgäuer Neonazi-Label „Oldschool Records“. Dessen Betreiber Benjamin Einsiedler gilt zugleich als Führungsfigur der Neonazi-Kameradschaft „Voice of Anger“. Sie ist die größte sowie offenbar stabilste Neonazi-Gruppe ihrer Art in Bayern und verfügt über mehrere Immobilien. Vor etwas über einem Jahr feierte sie in einer davon ihr 15-jähriges Jubiläum.

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