Braune Bündnisbestrebungen
Am morgigen Freitag wollen sich Vertreter der rechtsextremen Szene zu einer „Winter-Wanderung“ im thüringischen Eisenach treffen – geworben wird dabei schon für einen „Revolutionären Kongress“ Mitte März in Sachsen.
Zum wiederholten Mal probieren verschiedene Akteure der rechten Szene mit und ohne Parteibindung einen Schulterschluss, dem strategische Beweggründe zugrunde liegen dürften, aber wohl auch finanzielle. Mit einem Vierteljahr Vorlaufzeit wird für einen reißerisch betitelten „Revolutionären Kongress“ am 14. März in Sachsen geworben. Als eine gemeinsame Vorlaufveranstaltung dient aktuell am 3. Januar eine „Winter-Wanderung“ in Thüringen.
Dafür will man sich in Eisenach treffen. Dort soll es im Anschluss an den Marsch auch ein gemütliches Beisammensein geben. Sogar mit Übernachtungsmöglichkeiten wird geworben. Unter Kenntnis der örtlichen Strukturen könnte dabei die bereits mehrfach für Veranstaltungen genutzte NPD-Landesparteizentrale im so genannten „Flieder Volkshaus“ dienen. Gemeinschaftserlebnisse mit sportlicher Komponente in der Natur zählen bekanntermaßen zum Portfolio der Partei. So haben sich nach NPD-Angaben am 27. und 28. Dezember Aktivisten im benachbarten Sachsen zu einem Winterbiwak mit 26 Kilometer Fußmarsch getroffen.
Jugendliche und junge Erwachsene als Zielgruppe
Das neuerliche Bündnis für die Wanderung und für den anvisierten Kongress hat sich die Namen „Junge Revolution“ (JR) sowie „Revolution Arts“ verpasst. JR wurde dabei Anfang Oktober 2019 aus der Taufe gehoben. Für beide Projekte hat man eigene Logos kreiert. Zielgruppe scheinen offensichtlich Jugendliche und junge Erwachsene zu sein – Jahrgänge, die Wortführer und Parteiverantwortliche der braunen Szene schon seit längerer Zeit verlassen haben. In einem JR-Selbstbekenntnis heißt es: „Das oberste Ziel besteht in der Vernetzung und Vermittlung von jungen Leuten an die, den eigenen Vorstellungen am besten entsprechende Partei oder sonstige Organisation des nationalen Spektrums.“ Diese Art Anwerbebörse soll in Form von „Kampfsport, Vorlesungen, Vorträge und (...) Musik“ passieren. Wer noch nicht volljährig ist, dem wird gar freier Eintritt versprochen.
Die organisatorischen Dinge für den Kongress in der Region Plauen – ein anderes Mal wird von Auerbach gesprochen – scheinen in den Händen von NPD und „Die Rechte“ sowie freien Kameradschaften zu liegen. Es fällt aber auf, dass zumindest bei einer bekannten Person auch die weitere Splitterpartei „Der III. Weg“ in die Planungs- und Realisierungsphase eingebunden wird. Mit Sanny K. zeigt ein Teenager aus Zwickau Gesicht für den Kongress, der schon seit Jahren keinen Hehl aus seiner Gesinnung macht. Ihm obliegt auch die Aufgabe, über einen YouTube-Kanal bis Mitte März die Werbetrommel zu rühren. K. trat das erste Mal öffentlich in Erscheinung, als „Der III. Weg“ ihn bei der Wahl zum städtischen Jugendbeirat massiv unterstützte. Er wurde dabei Anfang des vergangenen Jahres auch gewählt, fiel dann aber bei der Bestätigung durch das Zwickauer Kommunalparlament durch.
„NS Heute“ und „Kampf der Nibelungen“ unter den Mitveranstaltern
Konzeptionell wird der Kongress von der NPD, deren Jugendorganisation Junge Nationalisten (JN), der JN-Aktionsinitiative „Jugend packt an“ und von der Minipartei „Die Rechte“ (DR) getragen. Dazu tauchen als weitere Mitveranstalter die braunen Medienvertreter „Der dritte Blickwinkel“ in Person von Frank Kraemer, der zudem als Versandhändler und Rechtsrock-Musiker von „Stahlgewitter“ bekannt ist, ferner das Magazin „Werk Kodex“ mit Initiator Tobias Schulz, der öffentlich als Baldur Landogart auftritt, das Magazin „N.S. Heute“ (verantwortlich Sascha Krolzig) sowie der „FSN“-Versandhandel und Podcast „FSN TV“ von Patrick Schröder auf. Mit dabei sind auch die „Gefangenenhilfe“ und die Kampfsportorganisation „Kampf der Nibelungen“, für die Alexander Deptolla steht. Schulz und Schröder sind bekannt als NPD-Parteibuchinhaber, Deptolla und Krolzig zählen zur DR.
Für den musikalischen Teil am 14. März werden bis dato drei Liedermacher angekündigt. Neben „Fylgien“ (Sebastian Döhring) noch „Eidstreu“ (Maik Sundermann) und Frank Rennicke.