Brandanschläge auf politische Gegner

Zur Berliner Anschlagsserie scheint die Polizei nach zwei neuerlichen Autobrandstiftungen erstmals Tatverdächtige ermittelt zu haben: Bei zwei extremen Rechten fanden Durchsuchungen statt, festgenommen wurde aber niemand.

Montag, 05. Februar 2018
Theo Schneider

In der Nacht zu Donnerstag wurden im Rahmen der seit Mai 2016 andauernden rechten Anschlagsserie auf politisch Engagierte, deren Schwerpunkt Berlin-Neukölln darstellt, erneut zwei Fahrzeuge in Brand gesteckt. (bnr.de berichtete regelmäßig) Wieder traf es den Besitzer der Rudower Buchhandlung „Leporello“, Heinz Ostermann, dessen Wagen bereits Anfang 2016 angezündet worden war. (bnr.de berichtete)

Wie die Polizei mitteilte, wurde der Brand gegen 2.40 Uhr in der Britzer Karl-Elsasser-Straße bemerkt, da dort Rauch und Flammen aus einem abgestellten Peugeot schlugen. Die Feuerwehr löschte das Feuer, der Wagen wurde jedoch komplett zerstört. Nur kurze Zeit später brannte es im Ortsteil Rudow: Gegen 3.00 Uhr wurde der direkt neben dem Einfamilienhaus in einem Carport abgestellte Smart des Linken-Politikers Ferat Kocak in Brand gesteckt. Das Auto brannte komplett aus. Nur durch das frühzeitige Bemerken des Feuers, konnte ein Übergreifen der Flammen auf das Wohnhaus verhindert werden. Die Linke Neukölln sprach deswegen in einer Mitteilung von „versuchtem Mord“.

400 bei Solidaritätskundgebung

Ostermann war in den Fokus der Neonazis gerückt, weil er sich im Rahmen der „Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus“ engagiert. In der Vergangenheit wurde er bereits mehrfach Ziel von Angriffen. In einem Statement sagte er: „Erschreckend ist insbesondere, dass ich offensichtlich weiterhin ausspioniert und verfolgt werde. Erschreckend ist auch, dass nach zahlreichen Brandanschlägen im südlichen Neukölln niemand bisher gefasst wurde“, so Ostermann. Einschüchtern lassen will sich der Buchhändler auch nach der neuerlichen Tat jedoch nicht: „Auf jeden Fall sehe ich keinen Grund, mich an irgendeiner Stelle anders zu verhalten.“

Ähnlich äußerte sich auch Ferat Kocak, der am Samstag auf einer Solidaritätskundgebung mit rund 400 Teilnehmern, darunter Bezirksbürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), Bundestagsvizepräsidentin Petra Pau (Linke) sowie Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) vor dem Rathaus Neukölln sprach. Er glaubt, der oder die Täter hätten sich damit einen Bärendienst erwiesen: „Du hoffst, einen Aktivisten einzuschüchtern. Aber du hast Tausende Aktivisten gegen rechts erst aufgeweckt.“

Tatverdächtige aus der rechten Szene Neuköllns

Unterdessen konnte die Polizei erstmals im Rahmen der Anschlagsserie zwei Tatverdächtige ermitteln. Die eigens gegründete Sondereinheit „EG RESIN“ („Rechte Straftaten in Neukölln“) vollstreckte am Freitagabend in Neukölln vier Durchsuchungsbeschlüsse gegen „zwei Tatverdächtige im Alter von 32 und 35 Jahren, die der rechten Szene in Neukölln zuzuordnen sind“, wie es in einer Polizeimitteilung hieß. Dabei wurden Laptops, Speicherkarten, eine Kamera, Handys sowie schriftliche Unterlagen beschlagnahmt, die jetzt ausgewertet werden. Nach erkennungsdienstlicher Behandlung wurden die beiden extremen Rechten aber erstmal wieder freigelassen.

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