Black Metal mit braunem Anstrich

Am 2. November soll die fünfte Auflage des „Fireblade Force Festivals“ in Brandenburg stattfinden. Acht Bands aus Deutschland, Italien und den Niederlanden werden beworben.

Montag, 21. Oktober 2013
Horst Freires

Unter dem Oberbegriff des NS-Black Metal (NSDM) kann die zum einen heidnisch-germanische bis arische Seite und zum anderen martialisch-satanistische Ausprägung der musikalischen Metal-Szene zusammengefasst werden. Gekennzeichnet ist sie von einer offenen Affinität zu neonazistischen, rassistischen und den Nationalsozialismus beziehungsweise das Dritte Reich verherrlichenden Positionen. Überlegenheit, Darwinismus, Gewalt, Krieg, Blut, Schmerz, Unterdrückung, Okkultismus und schwarze Seelen als inhaltliche Begleiter drücken dem Genre ihren Stempel auf. Wie im klassischen Rechtsrock beim eher dem Hatecore orientierten Bereich sind Live-Konzerte auch für diese Anhängerschar stets ein Kick ihres Adrenalinspiegels. NSBM mit seinen Vertretern mischt sich nicht selten zwischen Death-, Trash- und Doom-Metal sowie der Pagan-Ecke.

Seit Monaten wird für den 2. November nun wieder eine größere Veranstaltung dieser rechtsoffenen Stilrichtung angekündigt. Im Landkreis Barnim in Brandenburg soll die fünfte Auflage des „Fireblade Force Festivals“ (FFF) steigen. Laut Organisatoren ist die Besucherzahl auf 333 Vorreservierungen im Internet begrenzt. Acht Bands aus Italien, den Niederlanden und Deutschland werden beworben. Sie sollen dort anknüpfen, wo das Festival vor drei Jahren aufgehört hatte. Als Drahtzieher ist Björn Eichhorn anzusehen, der auch in der Vergangenheit diverse NSBM-Konzerte auf den Weg gebracht hat.

„Wahre Stimme des Untergrunds“

Rund um die FFF-Veranstaltungen wirkte als Organisator beziehungsweise Unterstützer auch das „Ablaze-Magazin“ mit. Federführend dort war in den vergangenen Jahren von Thüringen aus neben Hendrik Möbus auch Sylvia Fürst. Neuerdings gibt das Magazin eine Kontaktanschrift in Berlin an und wirbt für sich als „wahre Stimme des Untergrunds“. Aktuell wird auch auf das FFF am 2. November hingewiesen. Möbus war früher eines der Bandmitglieder von „Absurd“, dem deutschen NSBM-Prototyp mit Kultcharakter, die es bereits seit 1992 gibt. Traurige Berühmtheit erlangte er 1993 als damals 17-Jähriger wegen eines Tötungsdelikts, für das er zu einer mehrjährigen Gefängnisstrafe verurteilt wurde. In der Folge füllen noch weitere Haftstrafen die Biografie von Möbus, der sich heute als Bandmitglied von „Absurd“ gelöst hat, wo noch sein älterer Bruder Ronald Wolf Möbus sowie Sven „Unhold“ Zimper mitwirken.

Auf der „heutigen Absurd“-Homepage wird man automatisch zum Versandhandel von Merchant of Death verwiesen, der postalisch ebenfalls in Berlin ansässig ist. Zimper wiederum ist der Kopf hinter dem Vertriebsprojekt und Label W.T.C. Productions („World Terror Committee“, Tangerhütte). Zu dem über Eichhorn gestrickten Umfeld der FFF-Strippenzieher gehört auch Mephistopheles Concerts, eine im Erzgebirge ansässige Promoter-Agentur. Bei den ersten vier FFF-Events traten einschlägige Bands wie allen voran „Satanic Warmaster“ und „Horna“ aus Finnland auf. Diesmal ist aus Italien die Band „Forgotten Tomb“ (bereits 2010 dabei) gelistet, die durch antisemitische Äußerungen in Erscheinung getreten ist. Von einem Bandmitglied der niederländischen Formation „Funeral Winds“ soll folgende Aussage bezogen auf Immigranten stammen: „Öffnet Auschwitz wieder und gebt ihnen allen einen Freifahrtschein zur Hölle.“

„Waffenträger Luzifers“ und „Leichenzug“

Die deutsche Band „Stahlfront“ will am 2. November ihr neues Album vorstellen. In dem Quartett ist mit Denis Schoner alias „Herr Rabensang“ aus Gera ein bekanntes Gesicht vertreten, das bisher bei der NSBM-Band „Totenburg“ mitwirkte, die beim thüringischen Verfassungsschutz auf der Liste rechtsextremer Bands steht und Verbindungen zum internationalen „Blood&Honour“-Netzwerk pflegt.

Der Band werden auch der Internetversand sowie das Label Hammerbund zugerechnet, die dem NSBM-Anhänger eine breite Angebotspalette präsentieren. Dort wird neben „Absurd“ und „Totenburg“ auch das Soloprojekt „Leichenzug“ offeriert, das beim FFF auf der Bühne zu sehen sein soll. Dahinter verbirgt sich der sächsische Musiker "Bile", der in seinem Repertoire etliche „Absurd“-Covertitel führt, aber auch sonst textlich so auffällig ist, dass etwa sein Album „Das letzte Gebet“ von der Bundesprüfstelle indiziert wurde. Zum Line-Up für das aktuelle FFF gehören ferner die deutschen Bands „Sarkrista“ und „Waffenträger Luzifers“ sowie „The True Endless“ und „Whiskey Ritual“ aus Italien.

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