Bewaffnete rechte Gruppe?

Im Frühjahr dieses Jahres präsentierte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann eine Razzia gegen die „Bavarian Vikings“ als Schlag gegen eine kriminelle rechtsextreme Vereinigung. Bis heute ist unklar, worum es sich bei der Gruppe handelt, deren Schwerpunkt in Neustadt an der Donau liegt.

Dienstag, 05. Dezember 2017
Sebastian Lipp

Im März durchsuchten 150 Polizisten die Wohnungen von 20 Personen in Bayern, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen wegen des Verdachts der Bildung einer kriminellen Vereinigung durch Rechtsextremisten. Das bayerische Landeskriminalamt koordinierte die Razzien gegen die selbst ernannten „Bavarian Vikings". Ein Körperverletzungsdelikt gegen zwei Ausländer hätte Ende 2016 die Ermittlungen ins Rollen gebracht, schrieb das bayerische Innenministerium nach der Aktion in einer Pressemitteilung. Die „Bavarian Vikings“ hätten geplant, sich Schlagringe und Elektroschockgeräte in der Tschechischen Republik zu verschaffen. Tatsächlich seien nach dem Waffengesetz verbotene Gegenstände „sowie diverses rechtsextremes Propagandamaterial“ gefunden worden.

Bis heute sind keine weiteren Details bekannt geworden. Florian Ritter, Sprecher der bayerischen SPD-Fraktion für die Bekämpfung des Rechtsextremismus, stellte deshalb eine Anfrage im Landtag nach dem Stand der Ermittlungen. Bei der Razzia konnten, heißt es in der Antwort des bayerischen Justizministeriums, die der SPD-Politiker Ende November erhielt, „Gegenstände mit rechtsextremem Bezug bzw. NS-Symbolen festgestellt werden“. Genannt werden fünf Hakenkreuzfahnen, ein Abzeichen mit einer Lebensrune und eine Notiz mit einem Hakenkreuz.

Beschuldigte überwiegend in Bayern wohnhaft

Das Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft München I richte sich inzwischen gegen 21 Beschuldigte, so das Ministerium. Ein Beschuldigter komme aus Bielefeld, einer aus dem Landkreis Brandenburg, der Rest aus Bayern. Sieben davon - immerhin ein Drittel – sind demnach wohnhaft in Neustadt an der Donau. Die Ermittlungen richten sich außerdem gegen jeweils zwei Personen aus Fürstenfeldbruck und Bamberg, einen aus Eichenau und Mammendorf (jeweils Landkreis Fürstenfeldbruck), Starnberg, Baar-Ebenhausen (Landkreis Pfaffenhofen), Augsburg, Weiden, Abensberg (Landkreis Kelheim) und Schweinfurt.

Ansonsten lässt das Schreiben des Justizministeriums weiterhin viele Fragen unbeantwortet. Noch immer müssten beschlagnahmte Telefone und Computer ausgewertet werden. Das Verfahren sei noch nicht abgeschlossen. Vor einem Abschluss könne nicht bewertet werden, ob tatsächlich eine kriminelle Vereinigung vorläge oder ob weitere Straftaten in Frage kämen. Auch, ob Kontakte zu anderen rechtsextremen Gruppen bestehen, möchte das Ministerium nicht sagen.

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