Betrunken und aggressiv: Bilanz des extrem rechten Demo-Wochenendes in M-V
Der Demonstrations-Marathon der extrem rechten Szene begann bereits am Freitagabend in Burg Stargard im Kreis Mecklenburgische Seenplatte. Dort organisieren lokale Strukturen bereits seit mehreren Wochen einen sogenannten Bürgerprotest. Mit Bettlaken, auf die tiefsinnige Sprüche à la „Wir sind mündige Bürger und nicht eure Sklaven“ geschrieben waren, versammelten sich rund 100 rechte „Spaziergänger“ in der Kleinstadt. Stets dabei: Norman Runge, der örtliche NPD-Stadtvertreter. Nach Informationen der Ostsee-Zeitung standen der Truppe ca. 50 Gegendemonstranten gegenüber. Weiterhin berichtet das Blatt von einigen Flaschenwürfen. Aus dem zuständigen Ordnungsamt waren besorgte Stimmen zu hören, denn erstmals hätten sich Anhänger von Motorrad-Clubs den Demonstranten angeschlossen.
In Ueckermünde zerstreute sich ein nicht angemeldeter Aufmarsch, an dem nach Polizeiangaben 60 Personen teilgenommen hätten, beim Eintreffen der Beamten. Offenbar handelte es sich um eine Veranstaltung von Rassisten, denn die dunkel gekleideten Personen führten entsprechende Plakate mit und skandierten „Kein Ort für Asylanten“. Die Kriminalpolizei hat Ermittlungen wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz aufgenommen.
Sturm auf Gegendemonstranten
Der Aufzug der von Enrico Naumann, dem früheren Mvgida-Frontmann, angeführten „MV Patrioten“ in Stralsund verlief demgegenüber nicht ohne Zwischenfälle. Beobachter berichten von Durchbruchsversuchen gewaltbereiter Personen und von einem Angriff auf Pressevertreter. Wie die Polizei mitteilte, musste sich das Opfer in ärztliche Behandlung begeben. Verletzt wurde darüber hinaus eine Frau, die dem Ruf von Naumann & Co. gefolgt war. Sie sei, so die Stralsunder Polizeiinspektion weiter, von einer Flasche getroffen worden. Die Beamten schrieben vier Anzeigen, u. a. wegen Körperverletzung, und stellten die Identität von mehreren der insgesamt 440 „MV Patrioten“-Anhänger fest. In den Sozialen Medien war außerdem die Rede von Jagdszenen durch die historische Altstadt der Hansestadt. Touristen hätten panisch die Flucht ergriffen.
Am Samstag zog es die reisefreudige Szene nach Demmin und Wismar. In Demmin, im Frühjahr stets Austragungsort eines extrem rechten „Trauermarsches“, folgten mehr als 200 Personen dem Aufruf einer „Bürgerwehr“, die zunächst über Facebook den Weg in die Öffentlichkeit gesucht hatte.
„Bürgerwehr“ mit NPD-Unterstützung
Obwohl die NPD maßgeblichen Einfluss auf die Demonstration nahm – Führungskader übernahmen die Koordination, der Landtagsabgeordnete Michael Andrejewski steuerte einen Redebeitrag bei – schloss sich nach Augenzeugenberichten eine nennenswerte Anzahl sogenannter besorgter Bürger dem Protestmarsch an. Mit einer ähnlichen Strategie und ähnlichem Erfolg ging die NPD seinerzeit auch bei Mvgida vor: Bis sie nur noch die eigenen Anhänger auf die Straße brachte. Längst hatten die Medien das Versteckspiel der Truppe um Stefan Köster und Udo Pastörs, die in Schwerin beide zu den „Spaziergängern“ gehörten, aufgedeckt und damit das absurde Image der Überparteilichkeit eingerissen. Welchen Zweck die „Bürgerwehr Demmin“ genau verfolgt, ist bislang nicht bekannt.

Demonstration in Demmin
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