Betrachtungen zur „globalen Rechten“
In einer knapp gehaltenen Einführung blickt Marcel Lewandowsky auf die „globale Rechte“. Seine Darstellung liefert wichtige Differenzierungen und Typologisierungen, auch und gerade zu Auswirkungen wie etwa in Gesellschaft, Justiz und Medien.

Gibt es eine „nationale Internationale“? Gemeint ist damit eine „globale Rechte“. Diese Bezeichnung hat jedenfalls Marcel Lewandowsky für eine einführende Monographie gewählt. Er ist Politikwissenschaftler an der Universität der Bundeswehr in Hamburg und hat bereits zum Rechtspopulismus eine interessante Studie vorgelegt. Sein neues Buch „Die globale Rechte“ will das gemeinte Phänomen darstellen und untersuchen, wobei unterschiedliche Entwicklungen auf der Welt in einen Zusammenhang gebracht werden.
Dabei geht es um Bolsonaro in Brasilen, Trump in den USA oder Orban in Ungarn, aber auch um die AfD in Deutschland, die „Fratelli d’Italia“ in Italien oder den „Rassemblement National“ in Frankreich. All diese Akteure sollen mit der genannten Sammelbezeichnung erfasst werden. Gegen diese Deutung mag es gute Einwände geben, indessen beabsichtigt der Autor hierbei keine Gleichsetzung. Er verweist lediglich auf einige ideologische Gemeinsamkeiten der Genannten, die eine solche Etikettierung als Sammelbezeichnung erlauben.
Begriffliche Differenzierungen bei einem komplexen Phänomen
Dazu dient gleich zu Beginn die Definition von „rechts“, wobei die Ausführungen ein gutes Drittel des ganzen Textes einnehmen. Um einer Begriffsentwirrung willen werden einschlägige Erläuterungen vorgenommen, etwa zu „Rechtsextremismus“, „Rechtspopulismus“ und „Rechtsradikalismus“. Lewandowsky benennt einschlägige Merkmale: Ethnozentrismus, Illiberalität oder Ungleichheitsideologien. Gleichwohl bestünden auch jeweils Unterschiede, welche im Buch anhand von Tabellen mit idealtypischen Vergleichen thematisiert werden.
Gegen einzelne Einordnungen und Kategorien kann man gut begründet Kritik vorbringen, zunächst ist indessen nur eine erste Einordnung der gemeinten Phänomene beabsichtigt. Auch wenn der Band eine Einführung sein will, so geht er hier bereits hinsichtlich des Erkenntnisanspruchs bei den konkreten Inhalten weiter. Damit wird ein Ansatz präsentiert, der auch für Korrekturen offen sein müsste, handelt es sich doch um ein vielschichtiges Phänomen.
Analytische Stärke in Tabellen mit inhaltlicher Zuspitzung
Die jeweiligen Akteure werden dann nur kurz in Beschreibungen thematisiert, was sich mit dem begrenzten Raum wie der vorhandenen Stoffmenge erklärt. Das Buch erschien in einer Schriftenreihe, die als quantitative Obergrenze eben nur 140 Textseiten vorgibt. Diese formalen Einschränkungen sollten bedacht werden, will man keinen falschen Maßstab anlegen. Bezogen auf die konkreten politischen Akteure folgen dann auch keine analytischen Tiefenbohrungen. Gleichwohl deutet Lewandowsky immer wieder eine vergleichende Perspektive an, welche zu einschlägigen Betrachtungen mit entsprechendem Erkenntnisgewinn führen kann.
Auch auf Afrika und Asien fällt dabei der Blick, indessen hat der Autor sich spätestens hier für eine abgesicherte Deutung dann doch zu viel vorgenommen. Beeindruckend ist seine Darstellung gleichwohl immer dann, wenn er seine Erkenntnisse bilanzierend systematisiert. Man könnte gar die analytische Stärke in den Tabellen verankert sehen, kommt es ebendort doch zu den inhaltlichen Zuspitzungen.
Auswirkungen in Gesellschaft, Justiz und Medien
Während die abschließenden Beschreibungen zu den Erfolgsbedingungen kaum Neues bringen, so sind dann wieder die Ausführungen zu Folgewirkungen von größerer Relevanz. Denn dabei blickt der Autor auf die Regierungsbeteiligungen, wobei auch hier die Differenzierung von Ebenen wieder wichtig ist. Was geschah jeweils in der Gesellschaft, in und mit der Justiz und mit den Medien? Die ebenfalls tabellarisch präsentierten Hinweise machen deutlich, womit sich präventiv eine demokratische Gegenstrategie beschäftigen muss, will sie autoritäre Wirkungspotentiale früh wahrnehmen.
Am Ende blickt Lewandowsky noch auf die gewalttätige Sphäre, auch hier durch die Differenzierung von Extremismus, Terrorismus und Widerstand analytisch überzeugend. Sein Extremismusverständnis ist indessen durchgängig mit auf Gewaltdimensionen bezogen. Das gemeinte Gefahrenpotential kann aber auch ohne einen solchen Handlungsstil präsent sein, nicht nur die in Deutschland auszumachende Entwicklung steht dafür.
Marcel Lewandowsky, Die globale Rechte. Geschichte, Erfolgsbedingungen, Auswirkungen, München 2025 (C. H. Beck-Verlag), 143 Seiten, 12 Euro