Beschlagnahmung bei rechtem Verlag
Im schleswig-holsteinischen Süderbrarup (Kreis Schleswig-Flensburg) hat es eine Razzia beim dort ansässigen Lühe-Verlag gegeben.
Ein entsprechender Vermerk ist auf der Homepage des rechtsextremen Leipziger Verlags „Der Schelm“ nachzulesen. Demnach wurden Ende vergangener Woche unter anderem alle Exemplare des auch von dort vertriebenen Buches „Wahrheit sagen, Teufel jagen“ des Holocaust-Leugners Gerard Menuhin beschlagnahmt. Außerdem soll die Polizei laut „Der Schelm“ vorgefundene elektronische Speichermedien gesichert haben. Damit sei der kleine Verlag „platt gemacht“ worden.
Der Lühe-Verlag wird seit mehreren Jahrzehnten vom früheren Kapitän Harm Menkens betrieben. Als Atomkraftgegner hatte der immer wieder versucht, sich auch Sympathien außerhalb des rechten Lagers zu sichern und bot zeitweise Vortragsveranstaltungen bei Volkshochschulen. Bis 1993 war der Lühe-Verlag noch im niedersächsischen Grünendeich bei Stade angesiedelt, ehe er nach Schleswig-Holstein wechselte.
„Ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke konzipiert“
Im Verlagsangebot tauchen immer wieder Bücher zum Antisemitismus und Revisionismus bis hin zu Werken, die den Holocaust leugneten oder relativierten, auf. Auch Texte von Autoren aus dem Umfeld des völkisch-antisemitischen „Bund für Gotterkenntnis“ („Ludendorffer“) sind in Umlauf gebracht worden. Früh hatte der Verfassungsschutz seine politischen Aktivitäten, etwa auch seine Verbindung zum rechtsorientierten „Hartmut Gründler-Klägerverband für Volksgesundheit und biologische Sicherheit“, sowie seine verfassten Verschwörungsszenarien im Blick. Menkens intensives Wirken in der rechten Szene sorgte schließlich dafür, dass er an der früheren Seefahrtschule in Grünendeich als Lehrkraft aus dem Schuldienst entlassen wurde. Eigene Texte und heikle Buchveröffentlichungen verteidigte er immer gerne mit dem Hinweis, es handele sich um wissenschaftliche Forschungsbeiträge. Auch dem Menuhin-Buch attestierte Menkens, es sei „ausschließlich für wissenschaftliche Zwecke konzipiert“ worden. Das Menkens-Credo zu seinem Verlagsangebot: „Das, was der Mainstream verschweigt, trauen wir uns anzupacken.“
Bereits am 30. Januar des Vorjahres fand beim Lühe-Verlag wegen des Buchs eine Hausdurchsuchung statt. Aktuell heißt es auf der Menkens Verlags-Homepage zum Menuhin-Titel: „Dieses Buch wurde erneut beschlagnahmt. Es sind keine Bücher mehr zum Verkauf vorhanden.“ Das Werk umfasst in seiner deutschen Übersetzung über 600 Seiten. Das Original aus dem Jahr 2015 trägt den Titel „Tell the truth and shame the devil“.
Holocaust „als größte Lüge der Geschichte“ bezeichnet
Unter exakt dem Namen ist eine Facebook-Seite angelegt, auf der unter anderem mitgeteilt wird, dass am 21. Januar die Tochter von Alfred Rosenberg verstorben sei. Dazu heißt es „In all den Jahren seit Kriegsende und Hinrichtung ihres Vaters hat sie, trotz schwierigster persönlicher Umstände, nie die Treue zur Bewegung, ihrem Vater und dem Glauben an ein freies Deutsches Reich verloren! Irene, wir vergessen Dich nicht.“ Rosenberg bekleidete in der NS-Diktatur als enger Hitler-Vertrauter das Amt des Reichsleiters.
Der Publizist Menuhin bezeichnet den Holocaust als „größte Lüge der Geschichte“. Der 70-Jährige verkehrt viel in „Reichsbürger“-Kreisen. Die in Bielefeld inhaftierte deutsche Holocaust-Leugnerin Ursula Haverbeck-Wetzel stützt sich unter anderem auf Behauptungen, die Menuhin in seinem Buch aufstellt.
Der Verlag „Der Schelm“ kündigt unterdessen an, dass er sich um Nachdrucke des Buchs kümmern wolle. Vorbestellungen würden bereits angenommen. Der Verlag wird von Adrian Preißinger geführt. Seitens des Verlags wurde Ende des vergangenen Jahrs verkündet, er wolle vom inhaftierten Holocaust-Leugner Horst Mahler dessen neue Broschüre „Was ist deutsch“ anbieten. (bnr.de berichtete)