Berlin: Hunderte Neonazis bei revisionistischem Heß-Marsch
Eine der möglichen Neonazi-Routen lag in Spandau. Dort demonstrierten am Samstagvormittag etwa 3.000 Menschen gegen die Verherrlichung des Hitler-Stellvertreters Rudolf Heß. Zur angemeldeten rechten Kundgebung erschienen allerdings nur etwa 50 Personen. Alle anderen Neonazis hatten sich vorher am Olympiastadion getroffen, und während sich der Gegenprotest in Spandau ballte, fuhren die Rechtsextremen mit der S-Bahn zur zweiten angemeldeten Demonstration nach Friedrichshain.
Wie bereits im letzten Jahr war der Dresscode vorgegeben. In weißen T-Shirts oder Hemden sammelten sich die meisten Neonazis am Platz der Vereinten Nationen, um dann in streng organisierten Reihen durch Berlin zu marschieren. Neben der Kleiderordnung zeigten auch das interne Alkohol- und Rauchverbot, wie sehr sich die Organisatoren um ihre Außenwahrnehmung sorgten. Kontrolliert wurde die Einhaltung der Regeln von den Ordnern oder Szenegrößen wie Thomas Wulff. Trotzdem reagierten Teilnehmer immer wieder auf Provokationen der Gegendemonstranten verließen die Formation. Fotoalbum der gestrigen Neonazi-Demo Zusätzlich zu den eigenen Regeln hatte es auch von öffentlicher Seite strikte Auflagen gegeben. So war jede Verherrlichung von Rudolf Heß in Wort, Bild oder Schrift untersagt und auch die Anzahl der schwarz-weiß-roten Fahnen wurde beschränkt. Eine Route vorbei an dem Ort des abgerissenen Gefängnisses, in dem Heß bis zu seinem Suizid saß, wurde den Neonazis zudem untersagt.Die breiten Proteste gegen den „Heßmarsch“ in #Spandau haben dazu beigetragen, dass der Neonazi-Aufmarsch nun doch in #Friedrichshain/#Lichtenberg stattfinden soll. Dort gibt es eine angemeldete Route vom Platz der Vereinten Nationen aus. #b1808 pic.twitter.com/b9aTVhABYg
— Berlin gegen Nazis (@BerlingegenNazi) 18. August 2018
Bundesweite Anreise
Dem Aufruf des Anmelders und NPD-Bundesorganisationsleiters Sebastian Schmitdke waren Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet gefolgt. Mit den langjährigen Neonazis Dieter Riefling, Christian Worch und Thomas Wulff sowie dem Dortmunder Siegfried Borchardt war auch einiges an Szeneprominenz anwesend. Aus dem Umfeld von Borchardt, der Dortmunder Sektion der Partei „Die Rechte“, wurden auch Teile der Ordner gestellt. Weitere Ordner, wie der Stadtratsabgeordnete aus Döbeln, Stefan Trautmann, kamen aus dem Kreis der NPD. Daneben fanden sich eine Reihe bekannterer Funktionäre der angeschlagenen Partei auf der Demonstration ein, etwa Bundesvize Thorsten Heise oder die ehemalige DS-TV-Moderatorin Nele S. Kaum verwunderlich, schließlich gilt das Heß-Gedenken als „Pflichttermin“ in der Neonazi-Szene.1305: Alexanderplatz - Ausstieg Rechts. Mit Wulff und Worch #B1808 pic.twitter.com/wbGhI2QBdc
— Endstation Rechts. (@ER_Bayern) 18. August 2018