Bachmann gewinnt bei rechter Machtprobe
Dresden – Am Rande der offiziellen Feiern zum Tag der Deutschen Einheit erlebte Dresden am 3. Oktober auch eine Machtprobe im Lager rechter „Wutbürger“. Sie endete mit einem deutlichen Ergebnis: Wenn es in der sächsischen Landeshauptstadt darum geht, Ausländerfeinde, Islamhasser, Politik- und Demokratieverächter auf die Straße zu bringen, hat Lutz Bachmann die Nase vorn, nicht seine Kontrahentin Tatjana Festerling.
Bachmann und Festerling, bis zu ihrem Zerwürfnis in diesem Frühjahr gemeinsam an der Spitze von Pegida aktiv, hatten an diesem Tag zu getrennten Veranstaltungen aufgerufen. (bnr.de berichtete) Zu Bachmanns Pegida-Aufzug in der Innenstadt erschienen nach einer Schätzung des Forschungsprojekts „Durchgezählt“ zwischen 4000 und 4800 Teilnehmer; zu Festerlings Kundgebung am Rande der Stadt kamen nach Beobachtung regionaler Medien nur zwischen 300 und 500 ihrer Anhänger.
Zweifelhaftes Personal hatten beide Seiten aufzubieten. Bei Pegida standen unter anderem Michael Stürzenberger, der Chef der rechten Kleinpartei „Die Freiheit“, sowie mit Götz Kubitschek der führende Kopf der Neuen Rechten auf der Bühne. Insbesondere Stürzenberger war es vorbehalten, die Stimmung aufzuheizen. „Diese Moslems, die täuschen uns in ihren Koranbunkern nach Strich und Faden“, schrie er ins Mikro, um fortzufahren: „Im Kopf tickt in Wahrheit der Koran-Chip!“ Er ziele auf „Gewalt zur Durchsetzung ihrer faschistischen Ziele“ und auf „totale Machterringung“ ab.
AfD-Politikerin im „nationalen Widerstand“
Festerling versuchte derweil, ihr eigenes Publikum mit einem Auftritt des „Kategorie C“-Sängers Hannes Ostendorf vergrößern zu können. Spätestens nach der in Randale-Aktionen endenden Aktion der „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) im Oktober 2014 in Köln hat sie rechtsextreme Hools, bei denen „Kategorie C“ hoch im Kurs steht, als Bündnispartner entdeckt. In Dresden präsentierte Ostendorf eine sächsische Version seines Songs „Hooligans gegen Salafisten“, der zu einer Art Hymne in der Szene geworden ist. Bei Festerling, die selbst den Islam als „Massenvernichtungswaffe“ titulierte, durfte zudem die Schweriner AfD-Politikerin Petra Federau auftreten, die einen „nationalen Widerstand“ forderte und sich ganz grundsätzlich in einer „Widerstandsrolle“ wähnt: „Wir sind die Stauffenbergs von heute.“ Doch trotz solcher Partner zog Festerling gegen Lokalmatador Bachmann den Kürzeren.
„Eiskalter Wind der Verachtung“
Für Schlagzeilen hatten bereits vor diesen beiden Veranstaltungen rechte Störaktionen gegen die offiziellen Feierlichkeiten gesorgt. Bundespräsident Joachim Gauck, Bundeskanzlerin Angela Merkel, Bundestagspräsident Norbert Lammert und andere Gäste waren mit „Volksverräter“-, „Haut ab“-, „Widerstand“- und „Merkel muss weg"-Parolen angepöbelt worden. Innerhalb der AfD gab es dazu unterschiedliche Auffassungen. Der NRW-Landesvorsitzende Marcus Pretzell distanzierte sich einem dpa-Bericht zufolge von den Pöbeleien gegen Gauck und Merkel. Thomas Rudy, AfD-Abgeordneter im Landtag von Thüringen, bezeichnete hingegen „Merkel, Gauck, Lammert, Roth und ihre Günstlinge“ als „volksverachtende Verräter“. Rudy: „Ein eiskalter Wind der Verachtung und Ablehnung wird ihnen bei ihren Veranstaltungen begegnen, und das ist sehr gut so“.