Aus für „Freie Kräfte Prignitz“?
Die Neonazi-Gruppierung hat ihre sofortige Auflösung bekannt gegeben – möglicherweise um einem Verbot zuvorzukommen.
Ein polizeilicher Schlag in Form einer Großrazzia in drei Bundesländern am 3. Juli zeigt bei der neonazistischen Gruppierung „Freie Kräfte Prignitz“ offenbar Wirkung. Sie erklärte mit einem Eintrag auf ihrer Facebook-Seite vom 20. Juli nämlich ihre sofortige Auflösung.
Nach den Durchsuchungen in Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern vor dem Hintergrund von Plänen eines Brandanschlags auf eine Moschee in Wittenberge wurden diverse Waffen, Munition, Propagandamaterial und jede Menge Speichermedien beschlagnahmt. (bnr.de berichtete)
Hinweis auf Dresscode-Uniformierung
Eine erste Sichtung durch die Ermittlungsbehörden brachte ans Tageslicht, dass aus dem Personenkreis offenbar auch Details aus dem Privat- und Familienleben einzelner Polizeibeamter gesammelt wurden. In einem kurzen Statement heißt es seitens der „Freien Kräfte Prignitz“: „Die von einer polizeilichen/staatlichen Maßnahme betroffenen Personen, denen vorgeworfen wird, Mitglieder der ‚Freien Kräfte Prignitz’ zu sein, haben bei einer Zusammenkunft abgestimmt und sind zu dem Ergebnis gekommen, die ‚Freien Kräfte Prignitz’ mit sofortiger Wirkung aufzulösen.“ Und als weitere Botschaft wird den Anhängern und Freunden mitgeteilt: „Das Tragen von Kleidung oder Mitführen anderer Sachen, die im Zusammenhang mit den ‚Freien Kräften Prignitz’ stehen, ist untersagt.“
Allein dieser Hinweis ist ein Fingerzeig, dass es innerhalb der Gruppe eine Dresscode-Uniformierung gab. Die Auflösungserklärung kann in die Richtung gewertet werden, dass man einem möglichen Verbot zuvorkommen wollte. Diese Praxis kennt in Brandenburg bereits ein prominentes Vorläuferbeispiel in Cottbus, wo die weit in die rechte Szene hineinragende und sehr gewaltbereite Hooligangruppe „Inferno Cottbus“ 2017 pro-aktiv die eigene Auflösung bekannt gab und damit ein behördliches Verbot als kriminelle Vereinigung wohl verhindern wollte.
Aktivisten sind gefestigte Neonazis
Die „Freien Kräfte Prignitz“, aktuell bestehend aus einem Kern von bis zu einem Dutzend Aktivisten, traten unter diesem Namen erstmals sichtbar bei einer Demonstration 2014 in Magdeburg in Erscheinung. Der Verfassungsschutz attestierte der Gruppierung in der Vergangenheit eine gute Vernetzung in der rechtsextremen Szene. Diese gab es offenkundig besonders in den Raum Neuruppin. Bei den Aktivisten soll es sich Beobachtungen zufolge um gefestigte Neonazis handeln, die sich in jüngster Zeit auch dem Kampfsport zugewandt haben. Unter anderem hatte man sich auf die Organisation von braunen Liedermacher-Konzerten konzentriert, und das gleich mehrfach in der 100-Seelen-Gemeinde Roddan (Landkreis Prignitz). So traten dort im vergangenen September in der Dorfkneipe beispielsweise „Eidstreu“ (bürgerlich Maik Sundermann), „Fylgien“ (Sebastian Döhring) und „Hermunduren“ auf.
Bei der Razzia Anfang des Juli gegen sieben Männer im Alter von 32 bis 40 Jahren war einer der Zielorte der Polizei auch besagtes Dorf Roddan.