Alfred Schaefer

Augsburg: Polizei verhindert Vortrag von Holocaustleugner

Für den Samstag hatte der „Freundeskreis Alfred Schaefer“ zu einem Vortrag mit dem in der Szene bekannten deutsch-kanadischen Holocaustleugner geladen. Ursprünglich sollte an dem Tag ein 99-Jähriger über seine Zeit bei der SS-Division berichten. Das eine verhinderte die Polizei, das andere wohl ein Sturz. Vor Ort provozierte Schaefer wohl gleich wieder ein Ermittlungsverfahren.

Sonntag, 28. April 2024
Thomas Witzgall
Der Holocaustleugner Alfred Schaefer sollte am Wochenende einen Vortrag halten, doch dazu kam es nicht.
Der Holocaustleugner Alfred Schaefer sollte am Wochenende einen Vortrag halten, doch dazu kam es nicht.

Keine Handys, keine Presse, keine Antifa, keine Posts in den Sozialen Medien. Mit den üblichen Vorsichtsmaßnahmen lud die Szene für Samstagnachmittag zu einer Vortragsveranstaltung „in den Raum Augsburg“. Eintrittspreis: 15 Euro.

Laut Pressemitteilung des Polizeipräsidiums Schwaben Nord hatten die dortigen Einsatzkräfte sehr wohl eine Ahnung, wo sich die Gruppe treffen wollte und kontrollierte gegen 15 Uhr eine entsprechende Gruppe in einer Gaststätte im Augsburger Stadtteil Lechhausen. Die Gruppe soll etwa 30 Personen, jung und alt, umfasst haben. Aufgelöst wurde die Veranstaltung nicht. Eine Handhabe bot sich trotzdem: Ein 69-jähriger, sehr wahrscheinlich Referent Alfred Schaefer, habe durch seine Teilnahme gegen eine gerichtliche Weisung verstoßen, so die Polizei. Er erhielt deshalb einen Platzverweis, ebenso wie eine 41-Jährige, die einen nach Waffengesetz verbotenen Gegenstand mit sich führte. Alle anderen Personen wurden nach der Kontrolle wieder entlassen.
Worum es inhaltlich hätte gehen sollen, dürfte bei den beiden als Referenten angekündigten Personen nicht schwer zu erahnen gewesen sein.

Ausrottung der „Kikes“

Einerseits Schaefer, der seit mehreren Jahren entsprechende Videos erstellte und sich mit verbotenen Gesten und Reden über die Shoah immer wieder strafbar machte. In dem Bericht über seine Verurteilung für Äußerungen 2017 bei einer Kundgebung des mittelfränkischen Holocaustleugnerns Gerd Ittner hieß es, Schaefer habe sich in Details von Gräueltaten „gesuhlt“, die den Nazis angeblich zu Unrecht vorgeworfen wurden. Bei einer Kundgebung 2018 in Nürnberg für gerade inhaftierte Shoahleugner, darunter Schaefers Schwester Monica, hatte er den Hitlergruß gezeigt und wohl als Mutmacher an die Gleichgesinnten verbreitet, in Amerika würde über die Ausrottung der „Kikes“ debattiert, einem Slangwort für Juden. Trotz weiterer offenkundiger Straftaten, etwa auch von der inzwischen mehrfach verurteilten Oberfränkin Marianne Wilfert, wurde die Versammlung nicht abgebrochen.

Im Vorfeld der Veranstaltungen der Neonazi-Szene des vergangenen Jahres rund um den Jahrestag der Bombardierung Dresdens hatte er in einem Livestream die Shoah geleugnet und war am Tag darauf im Umfeld der Demonstration verhaftet worden.

Sylvia Stolz als weitere Referentin

Am Samstag nun provozierte ein 69-jähriger laut Polizei durch seine Äußerungen vor Ort wieder ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts auf Volksverhetzung. Es dürfte sich wieder um den mitteilungsbedürftigen wie unbelehrbaren Holocaustleugner Schaefer handeln.

Zweite Referentin war Sylvia Stolz, die wegen entsprechender Äußerungen ebenfalls schon eine Haftstrafe verbüßten musste und zeitweise ihre Rechtsanwaltszulassung verloren hatte. Vor etwa einem Jahr stand sie zuletzt vor Gericht, weil sie in Schreiben an ihr Finanzamt ebenfalls den Holocaust geleugnet hatte. Das Verfahren endete mit Freispruch, weil die für eine Verurteilung wegen Volksverhetzung nötige öffentliche Verbreitung fehlte.

Autogrammkarten im Angebot

Der geplante Vortrag von Stolz und Schaefer war seinerseits eine Ersatzveranstaltung für einen eigentlich für den Tag und Ort geplantes Treffen mit einem Angehörigen der NS-Erlebnisgeneration. Am selben Tag, selbe Uhrzeit und wieder „Raum Augsburg“ sollte zunächst ein 99-Jähriger über seine Zeit bei der SS-Division „Das Reich“ berichten. Der Untersturmbannführer sei wegen seiner „guten Leistungen in einer NAPOLA-Schule“ aufgenommen worden und habe sowohl an der West- als auch der Ostfront gekämpft, hieß es in der Ankündigung geschichtsklitternd. Vor Ort sollten Bücher und Autogrammkarten zum Verkauf angeboten werden, so die mit „H.N.M Pongratz“ unterschriebene Einladung. Zuvor sollte der Eintritt auf ein Schweizer Konto überwiesen werden.

Die Beschreibung war nahezu identisch mit dem Klappentext des Buches von Gerhard Femppel. Auch das Alter stimmt überein. Femppel, der auch an Treffen mit US-Veteranen teilnahm, wurde 1925 in Stuttgart geboren. Sein Buch ist über Amazon als auch Neonazi-Versandhändler erhältlich, dürfte also die bei Geschichtsrevisionisten erwünschte Ausrichtung haben. Doch aus dem Vortrag wurde nichts. Mit größtem Bedauern müsse man die Veranstaltung absagen, so der „Freundeskreis Alfred Schaefer“. Der Referent habe sich in seiner Wohnung „vermutlich einen Oberschenkelhalsbruch zugezogen“. Unabhängig überprüfen lassen sich sowohl die Einladung als auch der Grund der Absage nicht.

Update 29.04.

Die Veranstalter sprechen davon, dass Sylvia Stolz nach dem Polizeieinsatz ihren Vortrag habe halten können. Außerdem verkündet der „Freundeskreis Alfred Schaefer“, sich am Montag angeblich aufgelöst zu haben.

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