„Amok“-Sänger muss in den Knast

Züricher Neonazi und Rechtsrock-Musiker wurde zu einer Freiheits- und Geldstrafe sowie einer Entschädigungszahlung verurteilt.

 

Montag, 19. März 2018
Anton Maegerle

Der mehrfach verurteilte Neonazi Kevin G. (Jg.  1987) wurde vom Bezirksgericht Zürich wegen Rassendiskriminierung sowie Tätlichkeit schuldig gesprochen und zu einer zweijährigen Freiheitsstrafe verurteilt. Ebenso muss G. neben einer Geldstrafe von 1000 Franken seinem Opfer 3000 Franken zahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Neonazi einen orthodoxen Juden am 4. Juli 2015 in Zürich-Wiedikon beschimpft und attackiert hatte.

Der Täter gehörte zu einer 20-köpfigen Neonazi-Gruppe, die im Juli 2015 in Zürich-Wiedikon mehrere Juden bedrohten, angriffen oder bespuckten. Sie zeigten den Hitlergruß, skandierten antisemitische Parolen und neonazistische Botschaften. Laut Anklage soll der knasterfahrene Metzger G. den Gläubigen als "Scheißjuden" beschimpft und ihn mit „Wir werden euch alle vergasen" sowie "Wir schicken euch nach Auschwitz" verunglimpft haben. Zudem habe er dem Opfer dreimal ins Gesicht gespuckt und ihn geschubst. Das Urteil gegen den Züricher Neonazi ist noch nicht rechtskräftig.

Strafbefehl für 24-jährigen Maurer im November

Bereits verurteilt wegen der antisemitisch motivierten Attacken in Zürich-Wiedikonist wurde im November vergangenen Jahres der 24-jährige Maurer Peter S. (Jg. 1993) aus dem Kanton St. Gallen. Er erhielt wegen Rassendiskriminierung einen Strafbefehl von 180 Tagessätzen à 90 Franken. In Anwesenheit von Stadtpolizisten und mehrerer Zivilpersonen hatte sich der Neonazi darüber gefreut, „dass im Zweiten Weltkrieg 5 Millionen Juden gestorben“ seien. Er habe weiter mindestens zwei Juden physisch bedroht und sie mit einem Schwall antisemitischer Aussagen beschimpft und beleidigt. Auch habe er den Hitlergruß gezeigt und „Heil Hitler“ geschrien.

Der 30-jährige G. ist seit über zehn Jahren in der Neonaziskin-Szene aktiv. Seit 2004/2005 ist er Sänger der „Blood&Honour“-nahen Band „Amok“, deren erster Tonträger den vier Musikern eine Verurteilung wegen Rassendiskriminierung eintrug. Unter anderem, weil sie in einem Lied den Holocaust leugneten.

Beim „Schild- & Schwert-Festival“ in der Oberlausitz angekündigt

Im Mai 2017 trat G. mit seiner Band beim NPD-nahen „Eichsfeldtag“ im thüringischen Leinefelde auf. Aufgespielt wurde dort von „Amok“ auch das „Skrewdriver“-Lied „Tomorrow belongs to me“. Erschienen ist das Lied 1984 auf der in Deutschland indizierten LP „Hail the new dawn“. „Skrewdiver“ war die Band des „Blood&Honour“-Gründers Ian Stuart Donaldson, der bis heute in Neonazi-Kreisen Kultstatus genießt.

Ihren bisher „größten“ Auftritt hatte die Band „Amok“ am 15. Oktober 2016 im schweizerischen Unterwasser (Kanton St. Gallen). Rund 5000 Neonazis aus ganz Europa waren zum „Rocktoberfest“ nach Unterwasser angereist. Angekündigt ist „Amok“ auch bei der NPD-nahen Veranstaltung „Schild- & Schwert-Festival“ am 20. und 21. April in der Oberlausitz. (bnr.de berichtete)

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