Altbekannte „HoGeSa“-Gesichter
Ludwigshafen hat einen für Sonntag geplanten Aufmarsch von Hooligans verboten und nur eine Kundgebung genehmigt. Die Stadt sieht die Organisatoren in der Tradition der „Hooligans gegen Salafisten“.
„Gemeinsam Stark Deutschland“ (GSD) ist der Titel eines Anfang des Jahres gegründeten Vereins mit Sitz in Nürnberg. Doch auch wenn es sich dabei um einen neuen Verein handelt, verbergen sich dahinter alte Bekannte. Dies sehen auch die Stadt Ludwigshafen und die Polizei so und haben den für Sonntag geplanten Aufmarsch mit 1000 angemeldeten Teilnehmern verboten. Stattdessen soll sich die Versammlung auf eine stationäre Kundgebung am Hauptbahnhof der Rhein-Neckar-Stadt beschränken. Offenbar will man Bilder wie im Oktober 2014 in Köln vermeiden, als etwa 4000 Hooligans und Neonazis dem Aufruf der „Hooligans gegen Salafisten“ (HoGeSa) folgten, Gegendemonstranten, Journalisten und Polizisten attackierten und sich mit der Polizei eine Straßenschlacht lieferten. (bnr.de berichtete) Dementsprechend erklärten Ordnungsdezernent Dieter Feid und Polizeipräsident Jürgen Schmitt, der GSD stehe in der Tradition der HoGeSa, „so dass die Polizei ähnliche Aktionen und Ausschreitungen befürchtet, wie sie sich in der Vergangenheit bei vergleichbaren Veranstaltungen ereigneten“.
Die GSD-Truppe hat bereits juristische Schritte gegen das Verbot angekündigt. Dabei hatte sich das GSD-Team noch in der Vorweihnachtszeit um ein möglichst soziales Image bemüht und Spenden für Obdachlose gesammelt. Doch schon hier war die rassistische Ausrichtung deutlich spürbar, wenn von „Asylbetrügern und Sozialschmarotzern im ausgerufenen Masseneinwanderungsland Deutschland“ die Rede ist. Der Zusammenschluss versteht sich als „Weiterentwicklung der ‚HoGeSa‘ und ‚Pegida‘“, hetzt gegen „links-rot-grün versiffte Gutmenschen“ und beruft sich offen auf den Neonazi-Slogan „Wer Deutschland nicht liebt, soll Deutschland verlassen“. Mit Sven H. alias „Captain Flubber“, dem Anmelder des Aufmarschs in Ludwigshafen, ist ein ehemaliger führender HoGeSa-Aktivist im GSD-Vorstand vertreten, der sich schon von Anfang an in der Vernetzung engagiert hatte.
Hooligans und Neonazis bei PEgAdA in Erfurt
Auch der Anmelder des am 15. März in Erfurt geplanten zweiten GSD-Aufmarschs (Motto: „Gemeinsam gegen Salafisten“), Marcel B. aus dem niedersächsischen Denkte, gehörte zu den führenden Köpfen der „HoGeSa-Nord“. B. war bereits in die Organisation der Kundgebung im November 2014 in Hannover eingebunden. Mit dem Schriftführer Christian S. ist eine Person im Vorstand vertreten, die eine Scharnierfunktion zur rechtsextremen Szene besitzt und bei der Rechtsrock-Band „Endstufe“ aus Bremen mitgespielt haben soll. Ebenso soll das ehemalige „Gesicht“ der HoGeSa, der Neonazi Andreas K. aus Herne, inzwischen bei GSD mitwirken.
Das Datum seines ersten Aufmarschs in Ludwigshafen hat der Verein GSD nicht von ungefähr gewählt, denn am 8. Februar 2014 hatten erstmals Hooligans strömungsübergreifend eine Kundgebung von Salafisten in Mönchengladbach gestört. Darunter befanden sich auch Hools aus Mannheim, Kaiserslautern und Stuttgart, die am Sonntag bei dem Aufmarsch erwartet werden. Ohnehin gibt es in der Rhein-Neckar-Region seit Jahren tiefe Verstrickungen von Neonazis und rechten Hooligans in die Fußballfanszene.
Auch in der Thüringer Landeshauptstadt organisieren sich seit 2005 verstärkt rechte Hooligans und unterstützen die neonazistischen Strukturen und Aktivitäten vor Ort. Welches Gefahrenpotenzial diese Mischung auch in Erfurt in sich birgt, wurde erst Ende Januar erneut deutlich, als sich knapp 200 rechte Hooligans und Neonazis einem Aufmarsch der „Patriotischen Europäer gegen die Amerikanisierung des Abendlandes“ (PEgAdA) anschlossen. Schon vor dem eigentlichen Beginn der Veranstaltung kam es zu Angriffen auf Gegendemonstranten und Journalisten, unter anderem versuchten Hooligans und Neonazis ein mehrere Meter langes Transparent mit dem „Schwur von Buchenwald“ zu zerstören und die dahinter stehenden Personen zu verletzen.