AfD-Demo in Rostock: „Islam wie ein Geschwür“

In Rostock geht die AfD weiterhin einmal im Monat auf die Straße, um die Hansestadt vor einer Islamisierung „zu retten“. Während auch weiterhin Identitäre als Ordner auftreten, hat sich die Anzahl gewaltbereiter Hooligans erhöht.

Dienstag, 15. Mai 2018
Redaktion
AfD-Demo in Rostock: „Islam wie ein Geschwür“
Zum dritten Mal mobilisierte der Rostocker Kreisverband der AfD nun bereits zur Montagsdemonstration. Nachdem die ersten beiden Versammlungen noch im Stadtteil Evershagen stattfanden – dort sollte ursprünglich ein islamischer Gebetsraum eröffnet werden – wurde am Montagabend nun zum angrenzenden Viertel Lütten Klein gerufen.

Teilnehmerzahlen sinken

500 Anhänger der AfD versammelten sich auf einem Wochenmarkt, damit ist die Teilnehmerzahl gegenüber den beiden ersten Demonstrationen rückläufig – und das Konzept, durch einen neuen Treffpunkt womöglich neue Unterstützer auf die Straße zu locken, nicht aufgegangen. Allerdings sinken die Zahlen erfahrungsgemäß bei wiederkehrenden Veranstaltungen, so auch bei den „Merkel muss weg“-Demos in Hamburg oder bei den Pegida-Veranstaltungen in Dresden. „Starredner“ am Montag war der AfD-Landtagsabgeordnete Hans-Thomas Tillschneider. Der Politiker ist zudem Sprecher des völkisch-nationalistischen Vereins „Patriotische Plattform“. Ideologisch dürfte Tillschneider auf einer Linie mit dem Rostocker Kreisverband liegen, der in jüngster Vergangenheit gemäßigte Kräfte durch radikalere Vertreter ersetzt hat.

Tillschneider als Redner

Tillschneider, der erst am Ende der Demonstration seine Rede verlas, warnte vor einer Islamisierung: „Dass unser Land immer islamischer wird, das beobachten wir auch in Rostock“. Konkrete Anzeichen für seine These nannte der Islamwissenschaftler hingegen nicht. „Wir demonstrieren heute gegen die Islamisierung, nicht gegen den Islam“, ergänzte er. Zuvor verglich eine als „Sylvie“ vorgestellte Rednerin den Islam noch mit einem Geschwür. AfD-Demo Rostock und Gegenproteste Ein weiterer Redner war AfD-Mann Ralf Eisenhardt, der laut Eigenaussage Nachbar des ehemaligen NPD-Fraktionsvorsitzenden Udo Pastörs ist. Auf Facebook schreibt Eisenhardt an den Thüringer NPD-Kader Patrick Wieschke gerichtet: „Wenn wir beide ehrlich sind, wir unterscheiden uns doch wenig in unseren politischen Zielen, unseren Ansprüchen.“ Auch Anmelder und Kreisvorstands-Mitglied Steffen Reinicke griff erneut zum Mikrofon. Neben einem sogenannten Monatsrückblick, in dem er vor allem auf den politischen Gegner und flüchtlingsrelevante Inhalte einging, thematisierte er auch die Prepper-Szene. Diese steht seit letztem Sommer im Fokus der Sicherheitsbehörden, einige Anhänger sollen an der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat beteiligt gewesen sein. Vor Kurzem kam es dabei auch zu Hausdurchsuchungen bei Personen, die nicht tatverdächtig sind, sondern als Zeugen gelistet werden. Von den Durchsuchungen betroffen war auch der AfD-Politiker Holger Arppe, der erst gestern wegen Volksverhetzung verurteilt wurde. Mehrfach geht Reinicke auf seinen Parteikollegen ein, jedoch ohne seinen Namen zu nennen.

Hitlergruß auf Demo

Auffällig war, dass sich auf der gestrigen Demonstration einige Dutzend gewaltbereite Hooligans und Neonazis eingereiht hatten. Mitglieder der Rostocker Kameradschaftsszene um den „Aktionsblog“ waren vor Ort – ein „Kamerad“ war vergangene Woche von einer Gruppe Unbekannter zusammengeschlagen worden. Kurz vor Ende der Versammlung versuchten zudem einige der Hooligan-Szene zuzurechnende Personen, zu Gegendemonstranten zu gelangen. Ordner um den Identitären Daniel Funke, früher selbst NPD-Mitglied, konnten die Personen jedoch mit Hilfe der Polizei zurückdrängen. Wenige Minuten später stürmten Personen aus dem Kreis auf einen Fotografen zu, Polizeikräfte konnten in der letzter Sekunde dazwischengehen. Während und kurz nach Ende der Aufzuges kam es zudem mehrfach zum Zeigen des Hitlergrußes, die Polizei hat entsprechende Ermittlungsverfahren eingeleitet. Gegen die AfD-Demo hatten die Bündnisse Rostock nazifrei und Rostock hilft mobilisiert und eigene Veranstaltungen angemeldet, an denen laut Polizei 600 Personen teilnahmen. Am 11. Juni will die AfD ihre dann vierte Demonstration in Rostock durchführen.
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