AfD-Abgeordnete und rechte Hools

Im rheinland-pfälzischen Kandel findet am Samstag abermals eine rechte Demo statt. Angemeldet wurde die Veranstaltung von der baden-württembergischen AfD-Landtagsabgeordneten Christina Baum. Im Vorfeld zeichnet sich bei der Mobilisierung eine bemerkenswerte Konstellation ab: Neben der AfD rufen auch „Identitäre Bewegung“, NPD, „Reichsbürger“-Szene und rechte Hools nach Kandel auf.

Mittwoch, 28. Februar 2018
Fabian Jellonnek / Pit Reinesch

Neu ist: Der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag mobilisiert gemeinsam mit extrem rechten Hooligans zur selben Veranstaltung. Ansonsten erinnert vieles, was derzeit unter dem Slogan „Kandel ist überall“ durch die sozialen Netzwerke geht, an eine Veranstaltung, die einige Jahre zurückliegt: Den HoGeSa-Aufmarsch in Köln 2014. Damals randalierten rund 5000 rechtsgerichtete Hooligans in der Kölner Innenstadt unter dem Motto „Hooligans gegen Salafisten“.  Aktuell sieht man auf Facebook und Co dieselben Personen in ganz ähnlichen Wohnzimmer-Videos ihre Aufrufe zur Teilnahme verbreiten.

Auch dieses Mal spielen die Inhalte der Demonstration dabei kaum eine Rolle. In den kurzen Videos appellieren besonders gut vernetzte Protagonisten aus dem Spektrum der rechten Hooligans, am Samstag statt zum Fußball in die südpfälzische Provinz zu fahren. Als zusätzliche Motivation für die Hools spielt am selben Abend die Bremer Szeneband „Kategorie C“ in der Region. „Ricky Keule“ aus dem direkten Umfeld der Band um Sänger Hannes Ostendorf gibt auf Facebook die Losung aus: „Erst in Kandel Gesicht zeigen und dann mit KC feiern.“

Reichstagskuppel als Kulisse

Ähnlich inhaltsarm und dennoch wie aus einer anderen Welt wirken dagegen die zahlreichen Mobilisierungsvideos nach Kandel, die die frisch gewählten Bundestagsabgeordneten der AfD in die sozialen Netzwerke einspeisen. In Anzügen und mit der Kuppel des Reichstags als Kulisse geben sie dem rechten Treiben einen seriösen Anstrich. Mit dabei ist auch Stephan Brandner. Der Vorsitzende des Rechtsausschusses im Bundestag scheint sich weder daran zu stören, dass Personen, die der regionalen „Reichsbürger“-Szene zugerechnet werden, im Umfeld der Demo-Orga aktiv sind, noch daran, dass die NPD Rheinland-Pfalz ebenfalls zur Teilnahme aufruft.

Laut der Anmelderin Christina Baum, stellvertretende Fraktionssprecherin der AfD in Baden-Württemberg, soll die Demonstration Bezug nehmen auf die Ermordung einer Kandeler jungen Frau durch einen Flüchtling. Örtliche Initiativen, aber auch der Bürgermeister der Stadt, haben längst klargestellt, dass sie den Aufmarsch der Rechten ablehnen.

Eine Art „Pegida des Westens“

Bereits Ende Januar hatte ein selbsternanntes „Frauenbündnis Kandel“ wegen des Mordes nach Kandel mobilisiert. Über 800 Menschen kamen zur Demo, die vom Mannheimer Marco K. (Initiator der Gruppe „Marsch 2017“, unterstützt durch das „Ein Prozent“-Bündnis) angemeldet wurde. Auch im Januar nahmen NPD-Mitglieder an dem Aufmarsch teil, den der AfD-Rechtsaußen Björn Höcke lobend erwähnte. Seitdem scheinen AfD-Anhänger im Netz davon zu träumen, die Proteste in Kandel zu einer Art „Pegida des Westens“ auszubauen.   

Hier scheut man offenbar nicht ein Bündnis mit der „Identitären Bewegung“ und den rechten Hools. Die machen keinen Hehl daraus, dass der Anlass lediglich vorgeschoben ist. Auf Facebook diskutieren beispielsweise Hooligans aus Norddeutschland, ob die Ermordete wegen ihrer Beziehung zu einem Flüchtling „Rassenschande“ begangen habe. Teilnehmen will einer der Diskutanten dennoch, denn es ginge ja darum „Leute zu treffen“ und „sich nochmal zu zeigen“. Ein anderer gut vernetzter Hooligan schreibt mit Bezug auf die Gegenmobilisierung örtlicher linker Gruppen, dass man am Samstag „vielleicht sogar ein bisschen 'spielen'“ könne, dazu setzt er einen Zwinkersmiley.

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