Abbröckelnde Heß-Verehrung
Berlin – Einst war es bundesweit einer der wichtigsten Termine im Kalender von Neonazis – in diesem Jahr halten sich die Aktionen von Neonazis zum Todestag von Rudolf Heß in Grenzen.
25 Jahre nach seinem Suizid im Kriegsverbrechergefängnis in Berlin-Spandau wird des Hitler-Stellvertreters – bislang jedenfalls – vorwiegend virtuell gedacht. Das Neonazi-Portal „Altermedia“ sowie Internetseiten örtlicher Gruppen erinnern in schwülstigen Worten an Heß, der seinem Leben am 17. August 1987 ein Ende setzte: „Seine Taten, sein Opfer und sein unerschütterlicher Glaube an ein freies Deutschland machten ihm zum Helden und Märtyrer der Geschichte“, heißt es dort.
Öffentlich bekannt wurden bisher mehrere kleinere Aktionen der Szene. In Rheinland-Pfalz stellte die Polizei Medienberichten zufolge 32 Plakate sicher, die an Heß erinnerten. Die meisten hingen an zwei Autobahnen sowie in Alzey und Worms. In Buckow, im Süden von Berlin, entdeckte die Polizei rund 80 Plakate mit neonazistischem Hintergrund. In der nicht weit entfernten Johannisthaler Chaussee warfen Unbekannte einige Hundert Papierschnipsel mit der Aufschrift „Mord an Rudolf Heß verjährt nicht“ von einem Parkdeck.
In Jena beschlagnahmte die Polizei zwölf Holzkreuze mit Bildern von Heß; gegen zwei 37 und 27 Jahre alte Männer wurde Anzeige erstattet. In Suhl und im Landkreis Schmalkalden im Süden Thüringens stellte die Polizei am Donnerstagabend zudem Transparente und Holzkreuze, die an Heß erinnern sollten, sicher. Im münsterländischen Emsdetten sprühten Unbekannte nach Auskunft der Polizei in der Nacht zum Freitag an mindestens 14 Objekten Graffiti rechtsradikalen Motiven. Am häufigsten wählten die Täter dabei ein Konterfei von Heß. (ts)