Wie Neonazis ihrer „Helden“ gedenken
Rund 30 Neonazis versammelten sich in Rostock auf dem Friedhof
Wenige Jahre nach dem Ersten Weltkrieg wurde der Volkstrauertag eingeführt, anfangs um der gefallenen deutschen Soldaten zu gedenken, heute wird generell an Kriegstote erinnert, zunehmend wird der Tag auch als Mahnung zu Versöhnung und Frieden verstanden. Lediglich in der Zeit des Nationalsozialismus wurde der Volkstrauertag zum Heldengedenktag verklärt und zum staatlichen Feiertag ernannt. Trauer und Mahnung mussten Heldentum und Kampfbereitschaft weichen.
„Opa war in Ordnung“ - ein gebräuchlicher Spruch auf solchen Szene-Veranstaltungen; Foto: Nils Borgwardt Auch in Mecklenburg-Vorpommern fanden am gestrigen Sonntag gleich mehrere Veranstaltungen der rechtsextremen Szene statt. Die wohl einzige angemeldete Versammlung wurde in Waren an der Müritz beworben. Das „Antikapitalistisches Kollektiv Seenplatte“, ein Kleinstzusammenschluss regionaler Neonazi-Strukturen, mobilisierte zum dortigen „Heldengedenken“. Angekündigt wurden mit der Warener NPD-Stadtvertreterin Doris Zutt, dem ehemaligen Güstrower NPD-Politiker Nils Matischent und Christoph Thews drei in der Region umtriebige Rechtsextreme. Doch die geschichtsrevisionistische Versammlung wurde zum Flop, weniger als ein Dutzend Anhänger tauchten neben den Rednern auf.
Polizisten entfernen zwei Holzkreuze von der unterbundenen Versammlung, Foto: AST Im Vorjahr konnte sich ein ähnlich großer Personenkreis noch ungestört in Lützow versammelt – als Organisator wurde seinerzeit die NPD genannt.
Demonstration wird zum Misserfolg
Auch heutzutage begehen Neonazis unter dem aus Nazi-Zeiten abgeleiteten Begriff „Heldengedenken“ zahlreiche Veranstaltungen rund um den Tag. Zu den größten Szene-Events zählt der Aufmarsch vom Dritten Weg im oberfränkischen Wunsiedel, sowie im rheinland-pfälzischen Remagen, Jahr für Jahr versammeln sich dort jeweils rund 200 Geschichtsklitterer.„Opa war in Ordnung“ - ein gebräuchlicher Spruch auf solchen Szene-Veranstaltungen; Foto: Nils Borgwardt Auch in Mecklenburg-Vorpommern fanden am gestrigen Sonntag gleich mehrere Veranstaltungen der rechtsextremen Szene statt. Die wohl einzige angemeldete Versammlung wurde in Waren an der Müritz beworben. Das „Antikapitalistisches Kollektiv Seenplatte“, ein Kleinstzusammenschluss regionaler Neonazi-Strukturen, mobilisierte zum dortigen „Heldengedenken“. Angekündigt wurden mit der Warener NPD-Stadtvertreterin Doris Zutt, dem ehemaligen Güstrower NPD-Politiker Nils Matischent und Christoph Thews drei in der Region umtriebige Rechtsextreme. Doch die geschichtsrevisionistische Versammlung wurde zum Flop, weniger als ein Dutzend Anhänger tauchten neben den Rednern auf.
Ritual auf städtischem Friedhof
Wohl nicht zufällig wurde die Veranstaltung auf die frühen Morgenstunden gelegt, so konnten sich im Anschluss gleich mehrere Neonazis auf den Weg machen Richtung Rostock. Dort hatte die lokale Szene zu einer geplanten Kranzniederlegung auf dem städtischen Friedhof aufgerufen – wenn auch nicht öffentlich. Maßgeblich in die Durchführung eingebunden waren mit Kevin K., David M. und Thomas N. drei Mitglieder der „Nationalen Sozialisten Rostock“, die sich bereits seit mehreren Jahren der städtischen Veranstaltung anschließen. Die Situation mutete skurril an, als rund 30 Neonazis – und somit etwa doppelt so viele wie im Vorjahr – in Zweierreihen Kränze über den Friedhof trugen, sich in die dortige Feierhalle begaben und sich anschließend wenige Meter hinter dem Bürgermeister und einigen Bundestags- und Landtagsabgeordneten zur Kranzniederlegung platzierten. Nachdem sich die bürgerlichen Teilnehmer direkt im Anschluss an die offiziellen Reden vom Mahnmal entfernt hatten, konnte die Neonazi-Truppe ihr Ritual in die Wege leiten. Im Halbkreis wurde Stellung genommen, zwei Kränze („Den Helden zu Ehren“) abgelegt und einige Reden mit klar nationalsozialistischer Ausrichtung verlesen. Hinter jedem Grabstein in Form eines Kreuzes positionierte sich ein Neonazi, es folgte eine Schweigeminute. Im Anschluss an das geschichtsrevisionistischen Gebaren werden die Kränze alljährlich von Mitarbeitern der Friedhofsverwaltung entsorgt.Holzkreuze und Fackeln
Die wohl größte Veranstaltung im Rahmen des „Heldengedenkens“ sollte offenbar in der Nähe von Bad Kleinen über die Bühne gehen. Etwas nordöstlich des Ortes gelegen befindet sich mitten im Wald ein Ehrenfriedhof, zu dem sich die rund 60 Neonazis wohl begeben wollten. Allerdings hatten die Organisatoren ihre Rechnung ohne die Polizei gemacht, denn die erlangte Kenntnis von dem konspirativen Treffen und löste die unangemeldete Versammlung auf, wie eine Polizeisprecherin auf Nachfrage bestätigte. Zudem wurde ein Verfahren wegen des Verdachts des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet. Einige anreisende Neonazis hatten neben Holzkreuzen auch Fackeln bei sich – mussten nach Feststellung der Personalien jedoch unverrichteter Dinge wieder abziehen.Polizisten entfernen zwei Holzkreuze von der unterbundenen Versammlung, Foto: AST Im Vorjahr konnte sich ein ähnlich großer Personenkreis noch ungestört in Lützow versammelt – als Organisator wurde seinerzeit die NPD genannt.
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