Ungebetener Besuch bei Meinolf Schönborn
Der inbrünstige Rechtsextremist Meinolf Schönborn hat am 10. September ungebetenen Besuch bekommen. Es war nicht die erste Polizei-Razzia in der langjährigen neonazistischen Karriere des 66-Jährigen.
Im Zuge staatsanwaltlicher Ermittlungen aus Kassel wegen Volksverhetzung gegen den früheren Vorsitzenden der 1992 verbotenen Nationalistischen Front wurde eine Hausdurchsuchung im von ihm erworbenen ehemaligen Hotel „Waldmühle“ im nordhessischen Oberweser-Gieselwerder angeordnet und vollzogen – eine Prozedur, wie sie schon mehrfach bei einem seiner Wohnsitze stattfand.
Dabei wurden laut erst jetzt erfolgter polizeilicher Mitteilung Computer und Speichermedien beschlagnahmt, aber auch Hieb-, Stich- und Luftdruckwaffen entdeckt, dazu ein Karabiner vom Typ „K 98“. Dem sich mit Revisionisten, Holocaustleugnern und sogenannten Reichsbürgern umgebenden Schönborn wird vorgeworfen, ein rassistisch diskriminierendes Flugblatt mit der Abbildung eines dunkelhäutigen Menschen in Umlauf gebracht zu haben. Die Spur scheint eindeutig, stand doch auf dem Flyer-Impressum sein Name.
Herausgeber von „Recht und Wahrheit“
Schönborn trat 1972 in die NPD ein, wurde von dieser aber 1984 wegen zu militanter Ansichten ausgeschlossen. Im selben Jahr startete auch Schönborns Herausgeberschaft für das immer noch existierende Magazin „Recht und Wahrheit“, mittlerweile erweitert um die Variante gleichnamiger Internet-Sendungen. Zu der Publikation organisiert er regelmäßige Zusammenkünfte als sogenannte „Lesertreffen“, eine Idee, die er dem 1997 verstorbenen Holocaustleugner Thies Christophersen nachgemacht hat. Kurzzeitig bezog Schönborn die Immobilie des 2014 verstorbenen Rechtsterroristen Manfred Roeder, ehe er Ende vergangenen Jahres Zugriff auf die Immobilie in Oberweser-Gieselwerder erlangte und dort eine Schulungs- und Begegnungsstätte schaffen wollte, aber auch seinen „Z-Versand“ angedockt hat.
Dorthin hatte er 2020 bereits zu einer Wintersonnenwendfeier eingeladen, die behördlich aber wegen des Pandemiegeschehens untersagt wurde. Das Fest der Sommersonnenwende dieses Jahr hat allerdings unter polizeilicher Überwachung stattgefunden. Ebenso kündigte der 66-Jährige eine Veranstaltungsreihe mit dem Namen „Kulturtage“ an.
Neuerliches Lesertreffen im Südharz
Für ein weiteres Lesertreffen vom 1. bis 3. Oktober rührt er bereits die Werbetrommel. Dies soll zum wiederholten Mal im thüringischen Harztor-Ilfeld (Landkreis Nordhausen) stattfinden, seit Jahren auch Tagungsort für die „Artgemeinschaft – Germanische Glaubensgemeinschaft wesensgemäßer Lebensgestaltung e.V.“ Als einer der Referenten Anfang Oktober wird der frühere Republikaner Hans-Ulrich Höfs angekündigt, früher zeitweise auch mal Vorsitzender des rechtslastigen Gesamtdeutschen Studentenverbandes.