Thinghaus: NPD isst vom „Happy Holocaust“-Grill

Auf dem NPD-Gelände des Thinghauses in Grevesmühlen entdeckte kürzlich eine Reporterin einen Grill mit der Aufschrift „Happy Holocaust“. Darauf angesprochen, reagierte der NPD-Landesvorsitzende Stefan Köster sichtlich nervös. Seine Begründung: Es würde sich lediglich um einen Spaß handeln.

Sonntag, 04. September 2011
Thinghaus: NPD isst vom „Happy Holocaust“-Grill
In den vergangenen Monaten machten sich Dutzende Reporterteams auf in den hohen Norden, um Videobeiträge über das sogenannte Neonazi-Dorf Jamel und das Thinghaus in Grevesmühlen zu drehen. So auch eine Reporterin der Online-Video-Plattform „VBS.TV“, die zuerst ein Gespräch mit Anwohnern in Jamel suchte und dann abschließend ein Interview mit dem NPD-Landesvorsitzenden Stefan Köster führen wollte. Zuvor erkundete die Frau offenbar zum ersten Mal das Gelände des Thinghauses in Grevesmühlen, welches im Frühjahr 2010 seine Pforten öffnete. Eigentümer ist das NPD-Mitglied Sven Krüger, der vor wenigen Wochen gerade zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden ist. Neben dem Palisadenzaun und dem Wachturm fiel die Aufmerksamkeit der Reporterin vor allem auf den dort abgestellten Grill: Auf diesem befindet sich in altdeutscher Fraktur die Inschrift „Happy Holocaust“.

Im Interview mit Köster sprach die Frau den Landesvorsitzenden zunächst auf den Wachturm an. Köster unterbrach die Reporterin abrupt. Es würde sich lediglich um einen „Werbeturm“ handeln, da an ihm immer ein Transparent der NPD befestigt sei. „Im Grunde genommen ist es mehr ein Spielturm für Kinder“, führt Köster weiter aus. „Auf den Turm lassen wir sie aber ungerne hinauf“, ergänzt der 37-Jährige dann aber doch.

Schließlich spricht die Reporterin den Grill auf dem Gelände an. „Denken Sie, es ist eine kritische Auseinandersetzung, wenn man sich einen Grill, auf dem Happy Holocaust steht, in den Hintergarten stellt“, geht die Frage an den NPD-Landesvorsitzenden. Dies bringt Köster für kurze Zeit völlig aus dem Konzept. Erst nachdem er einige Sekunden vor sich hin stammelt, antwortet er lapidar: „Hab ich nicht.“

Er wisse zwar von dem Grill, der dort auch schon länger stehe, allerdings habe er von der Inschrift noch nie Kenntnis genommen. Nach weiterem Zögern findet Köster dann eine mögliche Erklärung: „Vielleicht nimmt da jemand die politischen Repressalien in diesem Land ein bisschen auf die Schippe. Aber das hat sich auch die politische Klasse zuzurechnen, weil hier einfach Meinungen unterdrückt werden. Wenn jemand eine Meinung zum Holocaust hat, kann man doch da die Auseinandersetzung führen, oder nicht?“ Abschließende Frage der Reporterin an Köster: „Finden Sie das witzig?“ Die Antwort des NPDlers: „Pff...pff...pff...nö“.

Ein Grill mit der Inschrift „Happy Holocaust“ – eine ganz spezielle „Auseinandersetzung“ von NPD-Anhängern mit der millionenfachen Ermordung von Juden während des NS-Regimes.

Foto: Screenshot
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