Haftstrafe
Spanischer Neonazi Pedro Varela verurteilt
Der spanische Hitler-Verehrer, Franco-Sympathisant, Neonazi und Holocaustleugner Pedro Varela wurde von einem Gericht in Barcelona zu einer eineinhalbjährigen Haftstrafe verurteilt.
Postwendend wurde nach der Verurteilung auch in bundesdeutschen Neonazi-Kreisen zur „Solidarität mit Pedro Varela“ aufgerufen. Beklagt wird in dem Aufruf „Libertad Pedro Varela Geiss“ „die neue Spanische Inquisition!“ (Fehler im Original), die „Vernichtung aller beschlagnahmten Bücher und Computer“ und ein „dauerhaftes Berufsverbot als Verleger oder Buchhändler“.
Das Gericht war der Auffassung, dass der notorische Antisemit Varela, 1957 in Barcelona geboren, zum Hass gegen Minderheiten aufgestachelt habe. Zur Last wurde dem Buchhändler und Verleger Varela die Veröffentlichung und der Vertrieb von antisemitischen, diskriminierenden, homophoben und rassistischen Büchern sowie NS-apologetischen Machwerken durch sein Verlags- und Vertriebsnetz gelegt. In diesen Pamphleten, so das Gericht, wurde die Mär des „Völkermordes an der weißen Ethnie durch Rassenmischung“ verbreitet und die „Vernichtungsaktionen“ des NS-Regimes bagatellisiert und gerechtfertigt.
Früher zentrale Figur im internationalen Neonazi-Netzwerk
Das „NS News Bulletin“, herausgegeben von der rechtsextremen Organisation NSDAP/AO, bescheinigte Varela 2018, dass dieser durch den Verkauf von NS-Literatur wie Hitlers „Mein Kampf“, holocaustleugnenden („Holocaust Revisionist“) Schriften oder den „Protokollen der Weisen von Zion“ bekannt geworden sei. Zum Geschäftsgeflecht des knasterfahrenen und vielfach gerichtsbekannten Varela gehören unter anderem die Buchhandlung „Libreria Europa“ und „Ediciones Ojeda publishing house“.
Varela war in den 1980/90er Jahren eine zentrale Figur im internationalen Neonazi-Netzwerk. Die von ihm in den Jahren von 1978 bis zur Auflösung 1993 geführte Neonazi-Truppe „Círculo Espanol des Amigos de Europa (CEDADE; Spanischer Kreis von Freunden Europas), eine von SS-Ideologen und nach Spanien geflohenen NS-Schergen wie Otto Scorzeny oder Leon Degrelle inspirierte Kadertruppe, war fest eingebunden in die Strukturen der internationalen Neonazi-Szene. Ziel der CEDADE war die Einführung des Nationalsozialismus.
„Mit Hitler oder gegen Hitler“
Nach dem Ende der CEDADE verfasste Varela Rundschreiben, die den Titel „Briefe“ trugen und auch in deutscher Sprache erschienen. In der Ausgabe vom Mai 1994 ist dort zu lesen: „In dem Kampf, den wir ausfechten, ist schon alles gesagt. Es gibt da nur eine Fragestellung: auf der einen Seite, da ist der Jude, auf der anderen Hitler. Oder anders ausgedrückt: Mit Hitler oder gegen Hitler!“
Engste Kontakte unterhielt Varela zu dem norddeutschen Holocaustleugner Thies Christophersen. Christophersen war am 23. April 1989 bei einer Pressekonferenz in Madrid zugegen, die die CEDADE aus Anlass des 100. Geburtstages von Hitler organisiert hatte. Vor Ort hatten sich neben Christophersen auch Degrelle und bundesdeutsche Neonazis eingefunden. Mit Schreiben vom 21. Oktober 1990 bestellte Varela per Briefkopf der CEDADE 50 Hitler-Postkarten bei dem ins dänische Kollund geflüchteten Christophersen. Sein Schreiben beendete Varela mit dem Gruß „Heil Dir!“
Kontakte in deutsche Szene
Unter dem Motto „Wahrheit – Freiheit – Recht“ veranstaltete das vom damaligen Neonazi Ewald Bela Althans repräsentierte Propagandagebilde „Amt für Volksaufklärung und Öffentlichkeitsarbeit“ (AVÖ) am 23. März 1991 einen revisionistischen Kongress in München. Erster Redner war Varela, der erklärte, dass „die Juden“ das Geld hätten und „dadurch in der Welt beherrschend“ seien. Unter den 400 Teilnehmenden waren Szene-Angehörige aus dem In- und Ausland wie Mark Weber, Fred Leuchter aus den USA, Robert Faurisson aus Frankreich, David Irving aus England, Raimund Bachmann aus Österreich sowie Jürgen Rieger und Udo Walendy.
Im Oktober 1991 nahm Varela an der 26. „Politischen Akademie“ der österreichischen „Arbeitsgemeinschaft für demokratische Politik“ (AFP) teil und lobte in seinem Vortrag Hitler als „zweiten Erlöser der Menschheit“. Als Varela ein Jahr später an der „Gästewoche“ des vom einstigen SA-Sturmführers Otto Scrinzi geführten „Österreichischen Kulturwerkes“ in Kärnten teilnehmen wollte, wurde er deshalb bei seiner zweiten Einreise nach Österreich verhaftet, wegen nationalsozialistischer Wiederbetätigung angeklagt, dann aber freigesprochen. Varela hatte behauptet, nicht gewusst zu haben, dass NS-glorifizierende Äußerungen in Österreich strafbar sind. Vor dem Freispruch hatte Christophersen in der antisemitischen Hetzpostille „Die Bauernschaft“ vom Dezember 1992 verkündet, dass Varela die Inhaftierung nutzen wolle, um „einige der schönen Volkslieder“ der Österreicher zu lernen.
1992 wurde Varela auf der „Gefangenenliste“ der „Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige“ (HNG) neben NS-Kriegsverbrechern wie Josef Schwammberger oder dem österreichischen Neonazi Gottfried Küssel geführt. Im November 2011 widmete die rechtsextreme Monatszeitschrift „Zuerst!“ dem „spanischen Intellektuellen“ Varela eine Story mit dem Titel „Der Dissident“. Im Juli 2016 teilte der einstige NPD-Bundesvorsitzende und mittlerweile verstorbene Günter Deckert dem im Gefängnis La Modelo in Barcelona einsitzenden Varela per E-Mail mit, dass er ihm „morgen einen kleinen Betrag überweisen“ werde. „Mehr“ sei „nicht drin“, so Deckert, ebenso wie Varela ein notorischer Holocaustleugner.