Rechtsrock-Event im Grenzbereich
Auch in diesem Jahr will der Neonazi und NPD-Funktionär Thorsten Heise sein zweitägiges „Schild & Schwert“-Festival in Ostritz durchführen. Der Protest gegen das braune Event steht schon in den Startlöchern.
Nachdem der stellvertretende NPD-Bundesvorsitzende Thorsten Heise das für Mitte Juni geplante Neonazi-Event „Schild & Schwert“-Festival wegen der Corona-Auflagen abgesagt hatte, soll es nun am letzten Wochenende im September erneut in Ostritz stattfinden. Auf dem Gelände des Hotels „Neißeblick“ des ehemaligen Mitglieds von NPD und Republikanern Hans-Peter F. in dem sächsischen Grenzort mit 2.400 Einwohnern sind wie in den vergangenen Jahren Rechtsrock-Konzerte am Freitagabend und Samstag angekündigt.
Am 25. September soll dort die 2009 gegründete Band „Frontfeuer“ aus Beeskow in Brandenburg auftreten, die bereits beim „Schild & Schwert“-Festival im vergangenen Jahr gespielt hatte. Auf dem Programm für Freitagabend steht außerdem das thüringische Ein-Mann-Projekt „Radikahl“ um Manfred Wiemer aus dem Weimarer Land und „Gassenraudi“, eine Formation aus dem Braunschweiger Raum. Hierbei handelt es sich um das Pseudonym von Sören Högel, der unter diesem Namen mit Band und solo als Liedermacher auftritt.
Bands aus dem „Combat 18“-Netzwerk
Für den folgenden Tag werden gleich sieben Rechtsrock-Formationen angekündigt, darunter die polnische Band „Legion Twierdzy Wroclaw“ (LTW) um den Sänger Grzegorz Jastrzebski aus dem Netzwerk „Combat 18“, die bereits im März 2019 in Ostritz dabei war. Die 1992 gegründete Combo „Frontalkraft“ aus Cottbus wird ebenfalls in Ostritz auftreten. Besonders ihr Song „Schwarz ist die Nacht“ ist in der extrem rechten Szene bis heute ein Klassiker. Darin heißt es: „Schwarz ist die Nacht, in der wir euch kriegen, Weiß sind die Männer, die für Deutschland siegen, Rot ist das Blut auf dem Asphalt“.
Auch das Quartett „Flak“ um den Sänger Philipp Neumann soll beim „Schild & Schwert“ Festival auf der Bühne stehen, erst im Juni hat das Quartett aus dem Rheinland seine neue CD aufgenommen. An einem Album arbeitet auch die 2005 gegründete Rechtsrock-Band „Faust“ aus dem Rhein-Main-Gebiet, die ebenso für Heises Festival angekündigt wird wie „Oidoxie“ um den Sänger Marko Gottschalk. „Oidoxie“, die als eine der Bands des „Combat 18“-Netzwerks gilt, veröffentlichte im Jahr 2006 auf Heises Label das Album „Terrormachine“. In dessen Titelsong heißt es: „We want our cities clean. This is the terrormachine, this is Combat 18“. Neben der offenbar unvermeidlichen „Lunikoff Verschwörung“ um Michel Regener, den ehemaligen Sänger der als kriminelle Vereinigung verurteilten Gruppe „Landser“, wird auch „Hannes“ für den Konzertsamstag beworben. Dabei dürfte es sich um Hannes Ostendorf handeln, ehemaliger Sänger der Bremer Hool-Band „Kategorie C“. Diese gab im vergangenen Jahr ihre Auflösung bekannt und absolvierte auf Heises „Schild & Schwert“-Festival im Juni vergangenen Jahres nach über 20-jähriger Bühnenpräsenz ein Abschlusskonzert. Schon in den Jahren als Sänger hatte Ostendorf mehrere Solo-Produktionen veröffentlicht, im Jahr der Bandauflösung kam eine „Balladen-CD“ mit dem Titel „Kleines Herz“ heraus.
Kommerz mit Rechtsrock
Flankiert wird das Rechtsrock-Event im September von der „Straße der Bewegung“ mit den üblichen Informations- und Verkaufsständen sowie einem „Politikforum“, auf dem sich die „Denkansätze im nationalen Spektrum“ präsentieren sollen.
Neben Tickets für Freitag und Samstag sowie für das gesamte Wochenende bietet Heise für 195 Euro auch ein auf 20 Exemplare limitiertes „Fanticket“ an. Zur Bewerbung heißt es „Ihr könnt euch das ganze Wochenende frei auf dem Platz bewegen und in alle Bereiche gehen. So könnt ihr den Bands und Politikern ganz nahe sein. Oder einfach nur mit allen Akteuren mal ein paar schöne Stunden verbringen“. Seit der Premiere des Rechtsrock-Events im April 2018 mit knapp 1300 Personen schwankt der Zulauf. Waren es im November 2018 noch cirka 800, besuchten im März 2019 etwa 560 Personen das Event, bei der bislang letzten Auflage im Juni 2019 waren es knapp 700 Teilnehmer. Dazu kam, dass anders als 2018 das geplante Angebot reduziert wurde. So fanden unter anderem eine angekündigte Kampfsport-Veranstaltung und eine Tattoo-Convention nicht statt. Hinzu kommt ein von der Stadt Ostritz verhängtes Alkoholverbot, das von den Gerichten bestätigt wurde, und dazu führte, dass die Polizei im Juni den Biervorrat des Festivals beschlagnahmte. Zusätzlich kauften Bürger aus Ostritz die 100 Kästen Bier des lokalen Supermarkts komplett auf. Ein halbes Jahr später wurde die Kampagne „Kein Bier für Nazis“ in der Kategorie „Spannendste Idee/Kampagne“ für den Preis für Popkultur beim Deutschen Engagementpreis nominiert.
Kein braunes Nest
Die „Ostritzer Friedensfestinitiative“ erhielt den mit 10.000 Euro dotierten Sonderpreis des Deutschen Engagementpreises. In der Jury-Erklärung zu der Auszeichnung hieß es, das Projekt stehe „in besonderem Maße beispielhaft für freiwilliges Engagement und eine couragierte Zivilgesellschaft. (...) Seit 2018 engagieren sich die Bürgerinnen und Bürger mit ihren Friedensfesten und einem Friedenslauf für ein demokratisches Miteinander in ihrer Region, als Antwort auf rechtsextreme Festivals und Kampfsportveranstaltungen in Ostritz“. Damit sei es ihnen gelungen, „lokal und überregional den öffentlichen, demokratischen Raum zu verteidigen“.
Auch am letzten Septemberwochenende soll das Friedensfest mit Vorträgen, Filmvorführungen, Kultur- und Bildungsangeboten erneut stattfinden. Die parteilose Bürgermeisterin Marion Prange erläuterte, mit der inzwischen 7. Auflage des Festes wolle man ein klares Statement setzen, dass Ostritz kein „braunes Nest“ sei.