Kloster Veßra

Neonazi Frenck will Bürgermeister werden

Einer der bundesweit bekanntesten Neonazis kandidiert in seiner Gemeinde als Bürgermeister. Nachdem es um den Gastwirt und Versandhändler der rechten Szene Tommy Frenck lange Zeit ruhig war, rückt der 35-Jährige jetzt wieder in die Schlagzeilen, weil er im südthüringischen Kloster Veßra Bürgermeister werden will.

Dienstag, 31. Mai 2022
Horst Freires
Tommy Frenck kandidiert in der Gemeinde Kloster Veßra, Bürgermeister werden könne er laut Innenministerium aber nicht.
Tommy Frenck kandidiert in der Gemeinde Kloster Veßra, Bürgermeister werden könne er laut Innenministerium aber nicht.

Tommy Frenck ist einziger Gegenkandidat von Amtsinhaber Wolfgang Möller. Urnengang in der 278-Seelengemeinde ist am 12. Juni. Seit kurzem wirbt Frenck mit Großplakaten für sich. Der frühere NPD-Politiker tritt dabei für die Wählerinitiative „Bündnis Zukunft Hildburghausen“ (BZH) an. Für das BZH sitzt er auch im Kreistag und hat im sechsköpfigen Gemeinderat von Kloster Veßra einen Sitz inne. 2018 kandidierte Frenck für den Posten des Landrats und bekam 17 Prozent der Stimmen. Dabei wählten ihn 54 Bewohner (31 Prozent) von Kloster Veßra, wo auch das von ihm betriebene Gasthaus „Goldener Löwe“ steht. Für Frenck ist die jetzige Wahl also auch ein persönliches Stimmungsbarometer, wie viel Rückhalt er aktuell vor Ort hinter sich weiß.

Aus Thüringens Innenministerium heißt es allerdings dazu, dass im Falle eines Frenck-Sieges dieser gemäß Kommunalwahlgesetz das Amt nicht antreten dürfe, weil er sich nicht auf dem Boden der demokratischen Grundordnung bewege.

Kandidat wirbt mit Kümmerer-Image

Frenck ist Betreiber der Gastwirtschaft „Goldener Löwe“, den er 2015 für 80.000 Euro erwarb. Der in der Vergangenheit auch als Organisator und Veranstalter von Rechtsrock-Events in Erscheinung getretene geltungssüchtige Frenck ist schon seit 2009 Kreistagsmitglied. Bei den Kommunalwahlen 2019 sicherte sich das rechtsextreme BZH, für das er prominentestes Mitglied ist, kreisweit 16 Mandate, darunter drei für den Kreistag. Frenck hat in zwei Corona-Jahren zwar seine Aktivitäten in seinem Gasthaus zurückschrauben müssen, sein Versandgeschäft lief jedoch unvermindert weiter.
Für die anstehende Wahl hat Frenck ein Kurzprogramm veröffentlicht. Dabei gibt er sich in der Rolle des bürgernahen Kümmerers vor Ort. So verspricht er, sich gegen das Dorfsterben einzusetzen, die Feuerwehr zu unterstützen oder die Kirmestradition wiederzubeleben.

Hitler-Geburtstag als Feierdatum

Im vergangenen Monat hatte Frenck zur öffentlichen Geburtstagsfeier am 20. April in seinen Räumen eingeladen („endlich wieder Geburtstag feiern“). Bei dem markanten Datum handelt es sich um Hitlers Geburtstag. Immer wieder provoziert der Gastwirt mit Preisen auf seiner Speisekarte und in seinem Versandsortiment, die den Zahlencode 88 beinhalten, der in der rechten Szene allseits als Hitler-Hommage bekannt ist.

Dass Frenck als Ausbildungsarbeitgeber für den Koch-Beruf und für die kaufmännische Lehre anerkannt ist, ermöglicht es ihm, junge Gesinnungsgenossen als Azubis zu sich zu holen. Er wirbt ebenfalls damit, Praktika-Plätze anzubieten.   

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