Hakenkreuze auf Grabsteinen
Auch im vergangenen Jahr wurden wieder zahlreiche jüdische Friedhöfe und Einrichtungen geschändet. Nachfolgend dokumentiert bnr.de ausgewählte Vorfälle dieser Chronik des Hasses.
Vermutlich in der Nacht zum 1. Januar wurden in Olfen (Nordrhein-Westfalen) Hakenkreuz-Schmierereien am Gedenkstein auf dem Jüdischen Friedhof in Olfen angebracht. („Ruhr Nachrichten“ vom 7.1.2009) In der Nacht zum 8. Januar wurde auf das Haus der Jüdischen Gemeinde in Rostock ein Anschlag verübt. Unbekannte warfen mit Steinen mehrere Scheiben ein, darunter auch ein Fenster mit einem eingeschliffenen Davidstern. (ddp / „Ostsee-Zeitung“ online vom 8.1.2009)
In Bad Segeberg in Schleswig-Holstein fand sich am 10. Januar neben dem alten Jüdischen Friedhof der Spruch „Juden raus aus Palästina – Intifada“. Zwei weitere Schmierereien mit den Kürzeln NSBA und NSR, hinter denen sich vermutlich die „Nationalen Sozialisten – Bundesweite Aktion“ und die „Nationalen Sozialisten Rostock“ verbergen sollen, war an Stromverteilerkästen angebracht. („Jüdische Allgemeine, 3/2009) Im Zeitraum zwischen dem 9. und 11. Januar wurde ein Gedenkstein an der ehemaligen Synagoge in Teterow (Landkreis Güstrow, Mecklenburg-Vorpommern) zerstört. (Endstation Rechts vom 12.1.2009)
Angaben der Polizei zufolge sprühten unbekannte Täter in der Nacht zum 24. Januar Hakenkreuze auf die drei Gedenktafeln am Jüdischen Friedhof in Unna, Nordrhein-Westfalen. (Pressemitteilung der Polizei Unna vom 26. Januar) Am Morgen des 27. wurde die Gedenkstätte an der Synagogenstraße in Witten (Nordrhein-Westfalen) mit roter Lackfarbe beschmiert. Die Gedenkstätte erinnert an die Zerstörung der Wittener Synagoge 1938. („Westdeutsche Allgemeine Zeitung“ vom 30.1.2009)
In Berlin wurde am 2. Februar ein Denkmal für den 1943 ermordeten tschechischen Journalisten und Politiker Julius Fucik an der Heinrich-Mann-Straße in Berlin-Niederschönhausen mit antisemitischen Schmierereien geschändet. („Berliner Morgenpost“ vom 3.2. / ddp vom 3.2.2009) Am 14. Februar besprühten drei unbekannte junge Männer in Wertheim in Baden-Württemberg eine jüdische Gedenkstätte mit Graffiti. Unter anderem versahen sie die Anlage mit einem Hakenkreuz. (Radio Gong vom 16.2.2009).
In Prenzlau in Brandenburg beschmierten unbekannte Täter am 1. März eine jüdische Gedenktafel mit fremdenfeindlichen Parolen. (ddp vom 2.3.2009) Mit einem Hakenkreuz und dem Kürzel ANSW wurde am 3. März der an die ehemalige Synagoge erinnernde Gedenkstein in Waren (Mecklenburg-Vorpommern) besudelt. (Endstation Rechts vom 4.3.2009) Der Arbeitskreis jüdisches Leben in Warendorf in Nordhein-Westfalen erstattete am 9. März Anzeige gegen Unbekannt, weil Neonazis die Mahn-Stele zur Erinnerung an die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus mit zwei Aufklebern antiisraelischen und antisemitischen Inhalts beklebt hatten. Ein Aufkleber trug im Impressum den Hinweis auf die „Kameradschaft Hamm“. („Westfälische Nachrichten“ vom 10.3.2009) In der Nacht zum 10. wurden die Synagoge und Gedenksteine am Marktplatz in Eisleben (Kreis Mansfeld-Südharz, Thüringen) mit volksverhetzenden Sprüchen beschmiert. („Volksstimme“ online vom 10.3.2009)
Denkmal für Synagoge zertrümmert
Vermutlich in der 15. Kalenderwoche warfen Unbekannte auf dem Jüdischen Friedhof Jebenhausen in Baden-Württemberg sieben Grabsteine um. Der Sachschaden betrug rund 5000 Euro. („Südwest Presse“ vom 22.4.2009) Am 28. April wurde auf die Eingangstür des Jüdischen Gemeindezentrums in Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt ein Hakenkreuz gesprüht. (dpa / „Mitteldeutsche Zeitung“ vom 29.4.2009)
Am ersten Mai-Wochenende kam es zu einer Grabschändung auf dem jüdischen Teil des Pforzheimer Hauptfriedhofs in Pforzheim (Baden-Württemberg). Fünf Grabsteine wurden aus der Verankerung gerissen und mit der Inschrift nach unten auf die Erde gelegt. („Pforzheimer Zeitung“ vom 5.5.2009) Vermutlich am 23. oder 24. Mai wurde die Gedenktafel für die im März 1938 zerstörte Synagoge in Kassel von Unbekannten mit Farbe besprüht. 5.2009) In der Nacht zum 30. Mai zertrümmerten Unbekannte das im November 2008 enthüllte jüdische Denkmal in Hellenthal-Blumenthal in Nordrhein-Westfalen. Das 8000 Euro teure Denkmal stand an der Stelle, an der früher die Synagoge stand. („Kölner Stadt-Anzeiger“ online vom 30. 5.2009)
Am 1. Juni wurde der Polizei die Schändung des Jüdischen Friedhofs in Dransfeld (Niedersachsen) gemeldet. Drei Grabsteine waren gewaltsam aus ihrer Verankerung gerissen und umgestürzt worden. Auf einen noch stehenden Grabstein war ein etwa 20 Zentimeter großes Hakenkreuz geritzt. Der Sachschaden wurde auf 3000 Euro geschätzt. („Hessisch-Niedersächsische Allgemeine“ vom 3. 6. / Pressemitteilung der Polizeidirektion Göttingen vom 1.6.2009) Vermutlich am Wochenende vom 6./7. Juni wurde der Jüdische Friedhof in den Urdenbacher Kämpen, einem Gebiet zwischen Düsseldorf und Monheim-Baumberg, geschändet. Neun Grabsteine lagen auf dem Boden, zum Teil aus dem Fundament gebrochen und samt Wurzelwerk aus der Erde gerissen. („Neue Ruhr/Rhein-Zeitung“ vom 9.6.2009) Am 17. Juni teilte die Polizei den Fund einer Gedenktafel für NS-Opfer in einem Altkleidercontainer in Wittenberge (Brandenburg) mit. Unbekannte hatten die Tafel von einem Denkmal nahe dem Haupteingang des Friedhofs entfernt und in den Container geworfen. (ddp vom 17.6.2009) In der Nacht zum 29. Juni wurden volksverhetzende Sprüche und Zeichen auf das Asylbewerberheim und den Gedenkstein der Synagoge in Forst (Lausitz, Brandenburg) geschmiert. („Lausitzer Rundschau“ vom 1.7.2009) In Dessau-Roßlau stahlen Unbekannte Ende Juli mehrere Stolpersteine. (dpa / „Volksstimme“ vom 31.7.2009)
Gedenktafel in den Fluss geworfen
Unbekannte entwendeten am 1. September zwei Stolpersteine in Berlin-Pankow. („Welt“ online vom 2.9.2009) In der Nacht zum 10. September wurde die KZ-Gedenkstätte in Mannheim-Sandhofen mit dem NPD-Plakat „Heimreise statt Einreise“ verschandelt. Das Plakat war mit Kunststoffkleber angebracht. („Mannheimer Morgen“ vom 11.11.2009) In der Zeit vom 12. bis 14. September sprühten Unbekannte an die Fassade der Trierer Synagoge mit roter Leuchtfarbe ein Hakenkreuz sowie Teile einer SS-Rune. („Trierischer Volksfreund“ online vom 17.11.2009) Am 15. September berichtete die „Rheinische Post“ über eine kurz zuvor erfolgte Hakenkreuz-Schmiererei auf dem Mahnmal für die jüdischen Bürger in dem Nettetaler Stadtteil Lobberich in Nordrhein-Westfalen. („Rheinische Post“ vom 15.9.2009) Am 29. September teilte die Polizei mit, dass das Jüdische Mahnmal in Wolfenbüttel in Niedersachsen beschädigt wurde. (dpa/„Cellesche Zeitung“ online vom 29.9.2009)
In der Nacht zum 3. Oktober wurde das Mahnmal der Jüdischen Gedenkstätte in Kleve mit zwei Hakenkreuzen besprüht. (www.derwesten.de vom 4.10.2009) Ende Oktober stahlen Unbekannte in Stralsund eine von Bundeskanzlerin Merkel persönlich gestiftete Gedenktafel, die an den Brand der Synagoge erinnert, und warfen sie in den Strelasund. Beim rechtsextremen Internetportal Altermedia war dazu zu lesen: „Ein Stück Altmetall, das einen Spruch von Anne Frank ziert und im Weiteren darauf hinweist, dass es in der Stadt mal eine Synagoge gegeben hat.“ Die Täter stellten später im Internetportal Youtube ein Video ein, das dokumentierte, wie die Tafel in den Fluss geworfen wurde. („Spiegel“ online vom 4.11. / Altermedia vom 5.11. / „Märkische Oderzeitung“ vom 11.11.2009)
Am 11. November wurde festgestellt, dass der Jüdische Friedhof im Stadtwald im hessischen Kronberg geschändet worden war. Die Täter besprühten 19 Grabsteine und eine Gedenktafel mit Hinweisen an die Reichspogromnacht mit roter und weißer Farbe. Außerdem traten sie einzelne Latten des Zauns ab. (ddp vom 12.11.2009) In der Nacht zum 12. wurde der Gedenkstein für die während der NS-Zeit zerstörte Synagoge in Laatzen (Niedersachsen) geschändet. Unbekannte hatten den Gedenkstein mit Farbe beschmiert und einen am 9. November im Gedenken an die Reichspogromnacht angebrachten Kranz umgestoßen. (dpa / „Bild“ vom 12.11.2009) In der Nacht zum 30. schändeten Unbekannte auf einem Friedhof in Oschersleben (Landkreis Börde) Gräber von verstorbenen jüdischen Bewohnern der Gemeinde, drei Grabsteine wurden umgeworfen. (ddp vom 30.11.2009)
In der Nacht zum 16. Dezember wurde ein jüdisches Denkmal in Wesel, Nordrhein-Westfalen, von Unbekannten mit Mörtel überschüttet. Das Mahnmal erinnert an die von den Nazis verfolgten und ermordeten jüdischen Bürger von Wesel. (www.rp-online.de vom 18.12.2009).