Für eine „deutsch-islamische Annäherung“ – eine Aufforderung aus der Neuen Rechten
Man solle Abschied vom Feindbild Islam nehmen und potentielle Bündnispartner in den Muslimen sehen. Diese Auffassung vertritt Frederick Höfer, ein bislang noch nicht sonderlich bekannter Autor der Neuen Rechten. Dabei kritisiert er vehement auch die AfD und deren Fehlwahrnehmungen und Widersprüche. Seine angestrebte „deutsch-islamische Annäherung“ dürfte aber aufgrund des Konfliktverhältnisses beider Seiten unrealistisch sein.

Für eine „deutsch-islamische Annäherung“ plädiert ein Buch aus der Neuen Rechten, das „Feindbild Islam als Sackgasse“ als Titel trägt. Diese Auffassung, die aber primär als strategische Neuorientierung konzipiert ist, vertritt eine im Dresdener „Jungeuropa“-Verlag erschienene Publikation. Geschrieben hat sie ein bislang noch nicht sonderlich bekannter Autor: Frederic Höfer, 1990 geboren, mehrfach im Bereich des Bodybuildings deutscher und nordrhein-westfälischer Meister. Aus diesen Angaben darf man aber nicht ableiten, dass es sich um ein intellektuell schlichtes Buch handeln würde.
Höfer kann durchaus mit anderen Akteuren der Neuen Rechten mithalten, was aber nichts über die Angemessenheit seiner Positionen aussagt. Der erwähnte Band enthält auch ein Nachwort von Thor von Waldstein, einen der mittlerweile älteren regelmäßigen Autoren der Neuen Rechten. Auch er hatte bereits früher für eine andere Einstellung seines politischen Lagers zu der islamischen Religion plädiert. An diese Ausführungen knüpft auch Höfer an, wobei er ganz entschieden für einen Kurswechsel der „Rechten“ in diesem thematischen Zusammenhang plädiert.
Einwände gegen platte Feindbilder im eigenen politischen Lager
Der Autor bemerkt: „Dass die Antiislamstoßrichtung für das Widerstandslager – insbesondere in den ethnoreligiös stark heterogenen Landesteilen – in die Sackgasse einer latenten Bürgerkriegsposition führt, ist die zentrale These dieses Essays“. Die Ausführungen dazu nehmen bezogen auf die Entwicklung seit den 2000er Jahren eine vehemente Kritik am „rechten Lager“ vor, womit das mit dem Begriff Rechtsextremismus erfassbare politische Spektrum gemeint ist. Viele Ausführungen nimmt man dazu überrascht zur Kenntnis, richtet sich Höfer doch gegen weit kursierende Stereotype und Vorurteile.
Durchaus berechtigt macht er auf einschlägige Fehlwahrnehmungen und Ressentiments aufmerksam. Auch bezogen auf die AfD wird auf platte Feindbilder und kursierende Widersprüche verwiesen. Dabei bezieht sich der Autor auf die bloße gesellschaftliche Realität, womit die Aufmerksamkeit für einen ansteigenden muslimischen Bevölkerungsanteil gemeint ist, welcher in der Realität auch nicht von „Rechten“ einfach aufgehoben werden könne.
Die AfD als Inkarnation der „Realitätsverweigerung“
Der AfD und deren Kontext wird berechtigt „Realitätsverweigerung“ vorgeworfen. Damit einhergehende Aussagen, welche als Apologie gegenüber dem Islam und den Muslimen missverstanden werden können, wollen aber gar nicht von der bisherigen Fixierung auf eine deutsche „ethnokulturelle Identität“ als zentrale Position abweichen. Deutlich wird bei Höfer immer wieder seine strategische Option. Auf erhoffte Mobilisierungspotentiale verweisen etwa folgende Passagen aus dem Text, die sich auf „ein attraktives Angebot für Muslime“ im Parteiprogramm beziehen:
„Muslime bekennen sich zur traditionellen Familie aus Mann, Frau und Kindern. Sie schütteln den Kopf über Genderismus, Frühsexualisierung und LGBTQ-Kulte. Sie lehnen die Abtreibungsindustrie kategorisch ab. Viele sehen die Hybris der ‚Klimapolitik‘ oder ‚wertegeleiteten Außenpolitik‘ skeptisch, fremdeln zunehmend mit einem paternalistisch-übergriffigem Staat, ärgern sich über GEZ-Rechnungen, hohe Abgabenquoten und steigende Energiepreise…“.
Fehlende Konzeptionen für Mobilisierungsabsichten
Blickt man auf die Ergebnisse der empirischen Sozialforschung, die auf die Einstellungen und Mentalitäten von Muslimen bezogen sind, so lässt sich unter ihnen durchaus eine mehr konservative Orientierung ausmachen. Indessen führte diese noch nicht einmal zugunsten der Unionsparteien zu einem einschlägigen Wahlverhalten. Noch weniger vorstellbar dürfte eine stärkere AfD-Ausrichtung bei der Stimmabgabe sein, was auch die jüngsten Untersuchungen zum Wahlverhalten veranschaulichten. Es werden von Höfer auch keine Konzeptionen dafür entwickelt, wie Muslime durch „Rechte“ mobilisiert werden könnten.
Die praktische Dimension seines vorgetragenen Plädoyers bleibt blass, fehlt doch aktuell wie strukturell eine Bereitschaft von Muslimen wie „Rechten“ zu einem solchen Zusammenwirken. Die Aversionen im letztgenannten Bereich gegenüber Muslimen sind so stark, dass die angestrebte Kooperation kaum Wirklichkeit werden dürfte. Gleichwohl ist dieser strategische Ansatz von Höfer beachtenswert, auch aufgrund der Kritik am eigenen politischen Lager.