Die Rechte: Bundeschef Christian Worch tritt zurück

Vor über fünf Jahren gründete der Neonazi Christian Worch die rechtsextreme Splitterpartei Die Rechte, seitdem fungierte er als Vorsitzender. Erst vergangenes Wochenende wurde er in der Funktion bestätigt, überraschend ist er kurz darauf jedoch zurückgetreten. Der Entscheidung sei ein Streit über einen Antrag zum Thema „Volksgemeinschaft“ vorausgegangen.

Donnerstag, 02. November 2017
Redaktion
Parteigründer und seitdem Vorsitzender: Christian Worch wirft das Handtuch
Parteigründer und seitdem Vorsitzender: Christian Worch wirft das Handtuch
Christian Worch ist nicht länger Bundesvorsitzender der rechtsextremen Partei Die Rechte. Die Entscheidung und die – zumindest offiziell – genannten Gründe für seinen Rücktritt kommen überraschend. Der 61-Jährige hätte laut einer auf der Webseite der Partei veröffentlichten Nachricht am Dienstag den Parteivorsitz niedergelegt und diesen Schritt in einem internen Rundschreiben begründet.

Kameradschaftler stellen Bundesvorsitz

Am Samstag führte die Kleinstpartei einen Bundesparteitag durch, Worch sei mit 78,4 Prozent erneut zum Parteivorsitzenden gewählt worden – einen Gegenkandidaten hätte es nicht gegeben. Im Anschluss wurden der Dortmunder Christoph Drewer und der aus Wuppertal stammende Kevin Koch als Stellvertreter Worchs gewählt. Koch kam laut dem Bericht lediglich auf 56 Prozent der Stimmen, anfangs war gar berichtet worden, er wäre bei der Wahl durchgefallen. In den Bundesvorstand wurden als Beisitzer Sascha Krolzig, Holger Niemann, Markus Walter, Wolfgang Mond, Michael Brück, Leon Dreixler und Stefan Wijkamp gewählt. Vier der sieben Beisitzer stammen aus Nordrhein-Westfalen, das einzige Bundesland, in dem von der Kleinstpartei wahrnehmbare Aktivitäten ausgehen. Zudem sind die meisten der ausschließlich männlichen Beisitzer im Kameradschaftsspektrum zu verorten, ohnehin galt Die Rechte seit ihrer Gründung als Auffangbecken für Mitglieder verbotener Kameradschaften. An der politischen Ausrichtung dürfte sich zukünftig somit wenig ändern. Im Nachgang an die Personalwahlen soll ein Antrag des thüringischen Landesverbandes für heftige Diskussionen gesorgt haben. Inhaltlich sei es um ein offizielles Bekenntnis zur „deutschen Volksgemeinschaft“ gegangen, ein Antrag, der bei Beobachtern der neonazistischen Partei wohl maximal ein Stirnrunzeln hervorgerufen hätte. Doch Worch hätte sich in seiner Gegenrede aus juristischen und politischen Gründen dagegen ausgesprochen. Eine Mehrheit fand der in Parchim als Taxifahrer arbeitende Rechtsextreme jedoch nicht, der Antrag wurde angenommen. Worch hätte nach Verkündung des Ergebnisses den Parteitag vorzeitig verlassen. Noch am Wochenende hätte der 61-Jährige angekündigt, sich vom Parteivorsitz zurückzuziehen.

Landesverbände brechen weg

Kommissarisch muss nun Christoph Drewer das Amt des Bundesvorsitzenden übernehmen, im Frühjahr 2018 soll es den nächsten Bundesparteitag geben, auf dem dann ein neuer Vorsitzender gewählt werde. Drewer selbst ist dem militanten Kameradschaftsspektrum zuzuordnen, hatte bereits mehrfach Ärger mit der Justiz. Laut Nordstadtblogger sei der Neonazi 2006 wegen verschiedener Körperverletzungsdelikte zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt worden, während seiner Zeit hinter schwedischen Gardinen hätte er dann seine Bauausbildung absolviert. Auch aktuell steht dem Dortmunder ein Prozess wegen Volksverhetzung ins Haus.
Christoph Drewer auf dem „Tag der deutschen Zukunft“ in Neuruppin Eine Rede Drewers im September 2015 sorgte seinerzeit für Aufsehen. In einer Rede hetzte er gegen Asylbewerber, wünschte männlichen Flüchtlingshelfern, dass diese „brutal zusammengeschlagen und ausgeraubt werden“, weiblichen Unterstützern von Flüchtlingen sehnte er eine Vergewaltigung herbei. Auch die anstehenden Probleme der Kleinstpartei wird Drewer kaum bewältigen können. In einem seltenen Fall wird Kritik durch Worch während des konspirativ durchgeführten Parteitages veröffentlicht: Nicht nur die Mitgliederzahlen würden im Bereich von 600 bis 650 Personen stagnieren, auch „aktive“ Kreis- und Landesverbände seien weggebrochen. Zur Bundestagswahl schaffte Die Rechte lediglich einen Antritt in Baden-Württemberg, insgesamt kam sie auf 0,0 Prozent der Stimmen.
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