„Konservative Revolution“
Autoritäre Denker und die „Junge Freiheit“
Die „Junge Freiheit“ würdigt Arthur Moeller van den Bruck anlässlich seines hundertsten Todestages. Seine antidemokratischen und autoritären Auffassungen werden dabei ignoriert, was angesichts ihrer publizistischen Präsenz schwerlich verständlich ist.

An einer kritischen Auseinandersetzung der „Jungen Freiheit“ mit der „Konservativen Revolution“ mangelt es nach wie vor. Das Blatt hatte noch in den 1990er Jahren für sich mit „eine konservative Revolution“ geworben. Später vermied man einen derart offenen Bezug auf die damit gemeinte antidemokratische Denkschule, aber offenbar nicht aufgrund einer inhaltlichen Distanzierung und Kritik. Davon zeugen immer wieder Beiträge, die auf Carl Schmitt und Oswald Spengler positiv rekurrierten. Beide traten bekanntlich schon vor 1933 für eine autoritäre Diktatur und gegen die liberale Republik ein.
Ein anderer Denker der „Konservativen Revolution“ war Arthur Moeller van den Bruck (1876-1925), der anlässlich seines hundertsten Todestages eine publizistische Würdigung in der Zeitung erfuhr. Geschrieben hatte sie Wolfgang Fenske, der Leiter der „Bibliothek des Konservatismus“ in Berlin. Überschrieben war der Beitrag mit „Von der Kraft, in Gegensätzen zu leben“ (Junge Freiheit, Nr. 23/25 vom 30. Mai 2025, S. 20.)
Antidemokratisches Denken bei der „Konservativen Revolution“
Gleich zu Beginn heißt es bei Fenske: „Wird dieser Tage eine Person, eine Institution oder eine Partei mangelnder Verfassungstreue bezichtigt, so findet sich als Begründung immer wieder der Hinweis, sie stehe gedanklich in – offener oder uneingestandener – Nähe zur ‚Konservativen Revolution‘“. Dass dem angesichts der Ausrichtung der genannten Denkschule auch so ist, findet danach aber keine Aufmerksamkeit mehr beim Kommentieren.
Denn den „Jungkonservativen“ bzw. der „Konservativen Revolution“ war eine antirepublikanische Stoßrichtung eigen, welche sich gegen die grundlegenden Basiswerte einer modernen Demokratie richtete, also eben nicht nur auf eine Kritik der damaligen Regierungen bezogen war. Beachtenswert bei dem Autor des JF-Beitrags ist, dass er seinen Andeutungen keine weiteren Kommentierungen folgen lässt. Denn angesichts der auch durch die ideengeschichtliche Forschung zusammengetragenen Positionen kann man schwerlich zu einem anderen Schluss kommen.
Nicht zufälliges Fehlen grundlegender Zitate
Der Beitrag referiert dann die Lebensstationen von Moeller van den Bruck. Bezüglich seiner genauen politischen Auffassungen verharrt Fenske dann im Vagen. Dies ist angesichts der Bekundungen des Genannten auch nachvollziehbar, heißt es doch in dem Erinnerungsartikel: „Auf welchem verbindenden geistigen Fundament die ‚Einheit der Gegensätze‘ ruhen sollte, blieb bei Moeller stets unscharf.“ Indessen nahm er eine dezidierte Frontstellung gegen den politischen Liberalismus mit seinen konstitutiven Prinzipien ein.
Erstaunlicherweise fehlt in dem ganzen Artikel die berühmteste Bekundung von Moeller van den Bruck: „An Liberalismus gehen die Völker zugrunde.“ Bereits 1919 hatte er in dem Aufsatz „Die drei Generationen“ seine negierten und positiven Wertvorstellungen ausformuliert. Dabei ging es gegen die Demokratie, das Individuum, den Liberalismus und die Parteien und dann für die Auslese, das Führertum, die Ganzheit, den Nationalismus und die „Volklichkeit“.
Ignoranz biologistischer Positionierungen
Das politische Hauptwerk von Moeller van den Bruck, das Buch „Das dritte Reich“ von 1923, votierte ebenfalls ganz in diesem Sinne. Gleich auf der ersten Seite hieß es: „Es bleibt nur übrig, die Parteien von der Seite der Weltanschauung her zu zertrümmern.“ Und weiter bemerkte der Autor: „Die Demokratie war das Volk selbst. Sie beruht auf dem Blute, und nicht auf einem Vertrage“ (S. VII und 138).
Derartige Aussagen lehnten die Basiswerte einer modernen Demokratie ab. Genau diese geistigen Bezüge machen auch die „Konservative Revolution“ zu einer rechtsextremistischen Strömung. All diese Aspekte werden indessen in der „Jungen Freiheit“ ignoriert. Das Bekenntnis als „parteifrei“ dürfe nicht falsch verstanden werden, es sei „kein Ausweis antidemokratischer Tendenz“ heißt es. Berücksichtigt man die offensiv vorgetragene Auffassung, dass Parteien zerschlagen werden sollten, kann man sich über ein solches Verständnis nur wundern. Eine derartige Fehldeutung ist nicht nachvollziehbar, die ideologisch motivierte Relativierung erklärt so etwas wohl eher.
Der Autor hat genauere Belege und Deutungen in folgender neuer Monographie zusammengetragen: Armin Pfahl-Traughber, Politische „Klassiker“ der Neuen Rechten. Antidemokratische Denker aus der Weimarer Republik, Bonn 2025 (J. H. W. Dietz)